Das Wetter: Blaue Brille:
Als der Andreas noch ein kleiner Bub war, da fand er auf dem Weg zur Schule eine Brille auf dem Trottoir. Er hob sie auf und begutachtete sie. Als er sie aufsetzte, stellteer fest, dass die Brille alles, was er sah, in das schönste Himmelblau verfärbte. Er war glücklich. Denn blau war seine Lieblingsfarbe. Er beschloss, nie mehr ohne diese Brille auf den Augen, die ihm das Schicksal auf den Schulweg gelegt haben musste, das Haus zu verlassen. In seiner Klasse, später in der Universität und dann an seinem Arbeitsplatz – überall in der Stadt, in der er lebte, traf er auf Menschen, die nicht verstehen konnten, wie man so blau durchs Leben gehen kann. Sie bevorzugten eine andere Farbe: rot. Mit roten Brillen liefen sie durch die Welt und trafen sich fast in jedem Jahr auf dem Hauptplatz der Stadt, um gemeinsam ein Fest zu feiern. Blaue Feste hat Andreas schon lange nicht mehr erlebt. Seine Brille trägt er indes immer noch.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen