Das Viertel hat geholfen: Abschlussbilanz
■ Spendengeld finanziert Sozialzentrum im türkischen Erdbebengebiet
Die Initiative „Das Viertel hilft“ hat gestern Bilanz gezogen: Nach einem halben Jahr Spendensammeln für die Erdbebenopfer in der Türkei sind rund 70.000 Mark zusammengekommen. Weitere 61.000 Mark steuerte die „Brücke der Hoffnung“ für das insgesamt dreimal so teure Projekt in Izmit bei, das von der Initiative unterstützt wird. Auch wenn das aktive Spendensammeln mit Maronenverkauf und Tombola-Aktionen nun beendet ist, wird das Spendenkonto vorerst weiter geführt, berichtet Ortsamtsleiter Robert Bücking. Denn: Noch immer sind die Menschen in dem vom Erdbeben verwüsteten Landstrich auf Hilfe angewiesen.
So leben immer noch viele Menschen in Zelten, die als Ersatz für die zusammengestürzten Häuser im letzten Sommer aufgestellt wurden, berichtet der Rechtsanwalt Albert Timmer. Andere wohnen in riesigen Containersiedlungen – wo einer Familie nur rund 24 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Nachts wird es kalt in den Blechkästen, tagsüber heizt sich das Metall auf. Kanalisation gibt es nicht. Viele Familien ziehen wegen der anstrengenden Lebensumstände wieder in ihre alten, oft baufälligen Häuser ein. Aber: „Die Angst vor Nachbeben hat noch immer nicht nachgelassen“, berichtet Birol Sertkük.
Die Initiative „Das Viertel hilft“ hat sich entschlossen, bei dem Bau eines Sozial- und Gesundheitszentrums im Stadtteil Bekirpasa finanziell zu helfen. Als Ende Februar die Grundsteinlegung für das Gebäude stattfand, waren auch Timmer, Sertkük und eine weitere Vertreterin der Bremer Initiative anwesend. Bis zum Sommer sollen auf einem 1.200 Quadratmeter großen Gelände mehrere Gebäude entstehen: In einer Kantine soll dann Essen für Bedürftige ausgegeben werden; in einem Waschzentrum sollen Waschmaschinen, Trockner und Bügelmöglichkeiten gegeben sein. Kernaufgabe des neuen Zentrums aber wird die psychosoziale Betreuung der Bewohner des zerstörten Stadtteils sein. Neben einem Arzt, einer Krankenschwester und Küchen- und Verwaltungspersonal sollen auch Sozialarbeiter und Psychologen hier arbeiten. Direkt in der Nachbarschaft werden zudem mit internationaler Hilfe ein Kinderhort, ein Zentrum für gesundheitliche Betreuung und ein Gemeindezentrum gebaut – das zukünftige Zentrum eines neuen Stadtteils.
Das Projekt wurde von der Initiative sorgfältig ausgewählt. Die Nichtregierungsorganisation „Halkevi“ hat gemeinsam mit einem Vertreter der Stadtverwaltung und des Städterates die Durchführung übernommen. Die Kontakte nach Bremen sind inzwischen mehr freundschaftlicher denn formaler Natur. „Wir brauchen Vertrauen für unsere Arbeit“, sagt Bücking. Die Zahlungen aus Bremen kommen nach einem fest vereinbarten Zeitplan: pro Bauabschnitt wird eine Tranche bezahlt. Die Bremer Spenden werden auf einem Konto des Arbeiter Samariter Bundes gesammelt, Spendenquittungen können ausgestellt werden. cd
Spendenkonto: Sparkasse Bremen, BLZ: 29050101, Kontonummer: 1672195
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