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Das Tor bleibt schon wieder zu

■ Für Samstag vorgesehene Öffnung des Brandenburger Tors wird wahrscheinlich erneut verschoben/ SPD-Fraktion gegen Öffnung/ Koalitionsrunde am Freitag soll entscheiden/ Marathon durchs Tor

Berlin. Der Senat hat sich dem Vernehmen nach darauf verständigt, die heftig umstrittene Öffnung des Brandenburger Tors für Busse und Taxis erneut zu verschieben. Nachdem sich die SPD-Fraktion am Dienstag abend mit großer Mehrheit gegen eine Öffnung ausgesprochen hatte, wollte gestern auch der parlamentarische Geschäftsführer der CDU- Fraktion, Volker Liepelt, »keine Wetten« mehr auf eine Öffnung am Samstag abschließen.

Vize-Senatssprecher Eduard Heußen bezeichnete den SPD-Beschluß als »gewichtige Stimme«. Es sei trotzdem durchaus »möglich«, behauptete Heußen, daß es am Samstag zur Toröffnung kommen könnte. Den 9. November hatte Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) vor einigen Wochen als Datum genannt, nachdem sich die SPD schon dem zunächst von Nagel genannten Öffnungstermin am 3. Oktober widersetzt hatte.

In ihrem Beschluß plädiert die SPD-Fraktion dafür, den Durchgangsverkehr aus dem Gebiet um das Brandenburger Tor herauszuhalten und die Verkehrsmenge »drastisch zu reduzieren«. Das Straßennetz sollte nicht über den Vorkriegszustand hinaus erweitert werden, sagte die verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Käthe Zillbach. Nach der Wiederherstellung von Ebertstraße, Voßstraße und Reichstagsufer reichten die vorhandenen Straßen aus. Den Aus- und Neubau von Straßen lehne die SPD ab.

Während Bündnis 90/Grüne auf den SPD-Beschluß »hoch erfreut« reagierte, ging der Bausenator gestern auf Tauchstation und verweigerte eine Stellungnahme. Die Fraktionen von CDU und FDP sowie CDU-Verkehrssenator Herwig Haase (CDU) setzten sich erneut für die Öffnung ein. Dies sei »die einzige Möglichkeit«, die Busse der Linie 100 aus dem Stau in der Scheidemann- und Clara-Zetkin-Straße herauszuhalten, sagte Haase-Sprecherin Uta-Micaela Dürig.

Eine »einvernehmliche Lösung« erhofft sich Haase von einem Koalitionsgespräch, zu dem sich die Verkehrsexperten von CDU- und SPD- Fraktion sowie die Senatoren Haase, Nagel und Hassemer am Freitag vormittag treffen wollen. Falls diese Runde beschließen sollte, am Samstag wie angekündigt das Tor zu öffnen, bliebe für die Vorbereitungen nicht mehr viel Zeit. Vor einer Öffnung müßte die Busspur durch das Tor mit Farbstreifen oder gelben »Katzenaugen« markiert werden, zwei Schilder müßten montiert und die Ampel an der Kreuzung Unter den Linden/Otto-Grotewohl-Straße umgeschaltet werden. Der zuständige Abteilungsleiter in der Senatsbauverwaltung, Herbert Limann, hatte gestern noch keine Weisung des Bausenators, diese Arbeiten vorzubereiten.

Schwierigkeiten könnte außerdem die Tatsache bereiten, daß am Sonntag ein Marathonlauf durch das Tor führen soll. Die Laufveranstaltung hätte zur Folge, daß die am Samstag durch das Tor geleiteten Busse am Sonntag erneut eine andere Route wählen müßten, um nicht mit den Läufern ins Gehege zu kommen. Auch bei der BVG, die ihre Busse lieber in enger Umfahrung um das Tor herum, anstatt durch das Denkmal hindurch steuern würde, hält sich die Begeisterung über die Toröffnung nach wie vor in Grenzen. Eine entsprechende Weisung des Senats würden die Verkehrsbetriebe jedoch beachten. hmt

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