Das Straßenbild: Die Reklamerezension. Heute: Das geistige Leben der Jetztzeit. Ort: Hauptbahnhof Wesel, Nordrhein-Westfalen.
Selten haben zwei Werbeplakate mehr zueinander gepasst als diese, beziehungsweise weniger, was aber doch irgendwie auf dasselbe hinausläuft, wenn man ungefähr fünfmal darüber nachgedacht hat oder meinetwegen viermal.
Es ist doch wirklich absurd, meint unsere Leserin Barbara Funke, die uns dieses herrliche Anschauungsobjekt in Sachen Ironie im öffentlichen Raum zugesandt hat, da hängt die Alkoholwerbung neben der nordrhein-westfälischen Suchtberatung, die genau vor einem jener Biere warnt, an dem sich der junge Herr links angeblich so beglückend genüsslich tut. Zwei Botschaften, die sich gegenseitig dementieren.
Ist das nun Zufall, einer von der dummen Sorte? Oder ist es sowieso egal, weil Werbung, wenn überhaupt, ohnehin viel indirekter funktioniert als es Nichtwerber es sich vorstellen, und außerdem hängen oder stehen im Moment auch die Wahlplakate für Kanzler Schröder und Kandidat Stoiber immer so schön direkt nebeneinander und dann auch noch oft mit fast identisch blauem Untergrund? Oder, auch das wäre ja möglich, gibt es da in Wesel ein paar richtig subversive Plakatkleber, denen ihr Job derart zum Hals heraushängt, dass sie sich nur allzu gerne mal einen Witz auf Kosten ihrer Arbeitgeber erlauben, aber bitteschön nur so, dass ihnen niemand einen Strick daraus drehen kann? Oder, und das ist dann schon der vierte Gedanke, ist es sogar doppelt egal, weil wir ja bekanntlich in einer hochindividualisierten, fragmentierten und segmentierten Welt leben, in der jeder nur das wahrnimmt, was für ihn passt, so dass „Kontext“ zur old-school-Größe wird? Der Ironiker wird‘s wissen. das mag
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