: Das Spiel, das sein mußte
Borussia Dortmund schlägt in der zweiten Runde des UEFA-Pokals Universitatea Craiova 1:0 Rumänische Studiosi nach mäßig besuchter Vorlesung endgültig exmatrikuliert ■ Aus Dortmund Roger Krenz
„Alles faule Studenten“, meinte ein Fan in der Südtribüne bereits nach wenigen Minuten. Damit meinte er aber nicht nur die Universitätsmannschaft aus der rumänischen Walachei, sondern auch die hochbezahlten Bundesliga-Stars, die sich zu einem Fußballspiel versammelt hatten, das nur deshalb stattfand, weil es laut Europacup-Reglement ein Rückspiel geben muß.
Schließlich hatten sich die Schwarz-Gelben Universitatea schon mit dem eindeutigen 3:0-Hinspielerfolg in Rumänien exmatrikuliert und sich selbst den Schein für das nächste Europacup- Semester geholt.
„Wir haben uns das Stadion für das Rückspiel leer gesiegt“, erkannte denn auch Trainer Horst Köppel schon vor zwei Wochen. Ganze 20.177 Zuschauer wollten die quasi bedeutungslose Partie sehen. Für Borussia Dortmund eine absolute Minikulisse, aber immerhin noch etwa genauso viel, wie die anderen westdeutschen Vertreter in der 2. Europacup-Runde, Bayern, Köln und Leverkusen in ihren drei (!) Heimspielen zusammen anlockten.
Die, die dennoch trotz gleichzeitiger Live-Übertragung gekommen waren, verabschiedeten vor dem Spiel zunächst einmal den zum unerwünschten Ausländer erklärten ehemaligen Mittelfeldmotor Murdo MacLeod. Nach dem sang- und klanglosen Abgang des „Highlanders“, der mitten in der laufenden Saison nach Edingburgh verscherbelt wurde, hatte der Vorstand schließlich doch noch eine rührselige Zeremonie inszeniert, auf der ein Jugendspieler ein selbstverfaßtes fünfstrophiges Gedicht über den „tapferen Schotten“ zum Besten gab. Bei so viel Blumen und guten Worten fragte sich allerdings so mancher Fan, warum ausgerechnet Publikumsliebling Murdo und nicht der zuletzt schwache Sergej Gorlukowitsch verkauft wurde.
Danach brauchten die Zuschauer erst einmal eine Viertelstunde, um zu überlegen, ob sie angesichts des langweiligen Gekickes auf dem Rasen lachen oder weinen wollten. Sie entschieden sich fürs Lachen. Die Südtribüne sang Karnevalslieder, die unsägliche „La Ola“-Welle brandete durch einen Teil des leeren Stadions, den Rumänen wurde nach einer gelungenen Kombination über acht Stationen Beifall gespendet und Verteidiger Schulz nach einem seiner zahlreichen Querschläger mit „Zugabe“-Rufen bedacht. Eben dieser Michael Schulz hatte den größten Anteil daran, daß es doch noch ein recht unterhaltsamer Abend wurde. Besonders die Duelle mit seinem um zwei Köpfe kleinerem Kontrahenten Gheorge Ciurea faszinierten immer wieder. Eine Konstellation, die irgendwie an Schwarzenegger — Danny DeVito erinnerte.
Während der baumlange Expolizist zur Belustigung der Fans die tolpatschigsten Kapriolen fabrizierte, war der unermüdlich rackernde Rumäne auf dem ganzen Spielfeld zu finden. Der kleine Irrwisch half in der Abwehr aus, zog die Fäden im Mittelfeld, wo der hochgelobte „Maradona der Walachei“, Pavel Padea, diesmal blaß blieb, und wirkte zwischendurch auch mal als einsamer Angreifer, der sich tapfer der dreifachen Borussenübermacht aus Schulz, Gorkukowitsch und Helmer zum Kopfballduell stellte.
Aber auch dem kleinen Ciurea gelang es nur selten, seine Studienkollegen zu offensiverer Spielweise zu animieren. Sie stellten sich hinten rein und wollten lediglich ein Debakel verhindern. Zumindest dies gelang den Rumänen. Außer dem Tor von Zorc und einem Pfostentreffer des eingewechselten Driller brachten die Dortmunder gegen einen Gegner von durchschnittlichem Zweitliga-Format wenig zustande. Die Borussia 90 kann im eigenen Stadion einfach nicht besser spielen und wurde nur aufgrund des klaren Hinspielerfolges nicht — wie inzwischen in jedem Bundesliga-Heimspiel üblich — vor große Probleme gestellt.
Craiova: Prunea — Popescu — Sandoi, Bica — Manaila, Olaru, Badea, Pigulea, Mogosanu — Ciurea, Stoica.
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