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Das PortraitDas Schlitzohr

■ Abdala Bucaram

Abdala Bucaram, seit Samstag neuer Präsident Ecuadors, ist ein Anschlag auf den guten Geschmack. In seinem Zitatenschatz taucht nicht nur Jesus Christus, sondern auch Joseph Goebbels auf, und es gibt kaum ein Fettnäpfchen, in das der begeisterte Sportler und ehemalige Olympia-Teilnehmer noch nicht getreten ist. Politisch mit allen Wassern gewaschen und ein charismatischer Redner, ist der 44jährige ein Populist, wie ihn Lateinamerika lange nicht mehr gesehen hat. Das Volk liebt ihn heiß und innig. In den riesigen Slums seiner Heimatstadt Guayaquil ist er mehr Heiliger als Volksheld.

Dabei kommt ein Bucaram selten allein. Der frischgebackene Präsident, der sich schon mehr als eines Korruptionsvorwurfs erwehren mußte, hat gleich seinen Bruder zum Sozialminister ernannt. Er blieb damit der Familientradition treu. Schon Abdalas Onkel Assad war ein Populist, der mit Rethorik und Schlägertrupps die Massen mobilisierte und nur deswegen nicht Präsident wurde, weil er, der Sohn libanesischer Einwanderer, nicht in Ecuador geboren war. Auch seine Nichte Elsa, die Schwester des neuen Präsidenten, war schon einmal Bürgermeisterin Guayaquils – und muß sich derzeit vor Gericht wegen eines Korruptionsskandals verantworten.

Bucaram löste Sixto Durán Ballén im Präsidentenamt ab. Der war das genaue Gegenteil des Migrantenenkels: gediegen, geschmackssicher und oligarchisch. Durán Balléns harte und wenig erfolgreiche Finanzpolitik führte jedoch zu schweren sozialen Unruhen. Bucaram versprach dann im Wahlkampf gegen den konservativen Kandidaten Jaime Nebot das Blaue vom Himmel herunter: hohe Sozialausgaben, staatliche Eingriffe in die Wirtschaft und illusorische Schuldenerleichterungen durch Neuverhandlungen mit ausländischen Geldgebern. Fern der Massen aber hat Bucaram bereits in- und ausländische Investoren beruhigt: Die Marktöffnung würde nicht zurückgenommen, und auch sonst soll eine verantwortungsvolle Haushaltspolitik betrieben werden. Freilich wäre Bucaram nicht Bucaram, wenn er in seiner Antrittsrede den Mund nicht noch einmal voll genommen hätte. „Erst Gott, dann die Familie, dann die Armen, danach die anderen“, sagte der Besitzer mehrerer Luxuskarossen und drohte damit, „Geschichte zu machen“. Ciro Krauthausen

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