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Das PortraitAuf immer die Frau an seiner Seite?

■ Christa Müller

Jahrelang hat sie sich dagegen gewehrt. Bloß nicht immer „die Frau von“ sein. Oft genug hat sie sich darüber beklagt, für die Karriere ihres Mannes zurückstecken zu müssen. Trotz guter Zeugnisse als Volkswirtin und Angestellte der Friedrich-Ebert- Stiftung. Sogar auf einen Ministerposten im Saarland habe sie verzichtet, erzählte sie einmal den Fernsehfrauen von „Mona Lisa“. Weil sie und ihr Mann „bereits genug verfolgt“ würden.

In diesen Tagen: Christa Müller ist „ein wenig erleichtert“. Sie ist immer noch Volkswirtin. Aber ihr Mann hat inzwischen seinen Job geschmissen. Oskar Lafontaine, noch vor wenigen Wochen Finanzminister in Bonn, sitzt wieder zu Hause in Saarbrücken. Die „Frau an seiner Seite“ ohne ihre Seite – kommt sie jetzt groß heraus?

Auftritt Christa Müller vor Lokalgrößen der Berliner Wirtschaft. Kein Hahn kräht danach, was sie über die Chancen der Globalisierung zu sagen hat. Der Ärger ist ihr anzusehen, daß Fragen an sie letztendlich doch nur Fragen nach ihm sind. Äußerlich bleibt sie kühl. Müller zur taz: „Das Interesse an mir wird nicht nur nachlassen, sondern gegen Null streben.“ Über den Ticker läuft eine Neun-Zeilen-Meldung.

Zweiter Auftritt: Christa Müller unterstützt eine Kampagne gegen die Beschneidung von Mädchen und Frauen. Bundesweit 10.000 Plakate klebt der Verein (I)NTACT. Vorsitzende: Christa Müller. Apart nur, daß sie gerade jetzt mit einer Kampagne erfolgreich ist, die genau paßt zum Klischee einer Politikergattin – wohltätig zu sein.

Einst verteidigte sie ihren Beitrag als Volkswirtin zur Steuerreform ihres Mannes. Sie trotzte der Presse-Häme, die deutsche Finanzpolitik werde wohl im Schlafzimmer gemacht. Möglichst wenig zu reden und wenn, dann bitte nur über das Leben mit Mann und Sohn Carl-Maurice, lag Christa Müller nicht. Nun vertraute sie der Bunten an: „Ich bin eine berufstätige Hausfrau wie Hunderttausende.“ Sie habe nicht den ganzen Tag ihre Karriere im Kopf. Ganz anders Oskar: Vor zwei Tagen, bei der ersten Rede nach dem Rücktritt, beschränkte er sich noch auf ein unverfängliches Thema: 1.000 Jahre Saarbrücken. Seinen ersten Auftritt auf einer politischen Bühne hat er am 1. Mai geplant – als Hauptredner bei der Kundgebung des DGB.

Oskar is coming. Doch wo bleibt Frau Müller? Yvonne Wieden

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