Das Portrait: Reformorientierter Technokrat
■ Pham Van Khai
Er wolle sich für einen „sauberen, kompetenten, effektiven und eng mit den Menschen verbundenen“ Staatsapparat einsetzen, versprach Pham Van Khai, der am Freitag vom Parlament als neuer Regierungschef Vietnams bestätigt wurde. Damit beschrieb er zugleich die Misere der vietnamesischen Politik, die von Korruption, Bürokratie, Erstarrung und Beamtenwillkür geplagt ist. Längst ist die Aufbruchstimmung, mit der auch ausländische Investoren nach Vietnam eilten, tiefer Unzufriedenheit gewichen.
Monatelang hatte die KP hinter verschlossenen Türen über die Nachfolge des greisen Dreiergespanns von Staatspräsident, Premierminister und Parteichef gestritten. Dabei galt der bisherige Vizepremier Pham Van Khai schon früh als Favorit für den Premierposten. Der 63jährige, der in der Sowjetunion Ökonomie studierte, hat den Ruf eines reformorientierten Technokraten. Khais politische Karriere begann nach Kriegsende 1975 in seiner Heimatstadt Saigon, die nun Ho-Chi-Minh-Stadt heißt. Dort wurde er Vorsitzender der Planungskommission und Stellvertretender Parteisekretär. 1984 stieg er ins KP- Zentralkomitee auf, 1991 ins Politbüro. In der Parteihierarchie steht er an siebter Stelle. Schon mit 14 Jahren schloß er sich dem Widerstand gegen die französischen Kolonialherren an. Als Vietnam 1954 nach der Niederlage der Franzosen geteilt wurde, ging er in den Norden.
Jetzt richten sich die Hoffnungen auf Khai und die neue Führung: Wird der Generationswechsel eine wirtschaftliche und vor allem politische Öffnung bringen? Der Druck von innen und außen wächst. In Vietnam gab es in den letzten Monaten im Norden schwere Unruhen von Bauern gegen korrupte Kader. Die Regierung läßt Journalisten nicht in die Region, doch die Nachrichten sickerten durch. Dringende Investitionen und ausländische Hilfe kommen nur, wenn die Politiker in Hanoi Reformen nicht nur versprechen, sondern auch durchfühen. Ein Silberstreifen am Horizont: In den letzten Wochen kamen zwei prominente politische Gefangene frei. Doch über 70 weitere sind allerdings noch in Haft.
„In dieser neuen Situation ist meine größte Sorge, die Parteilinie vollständig zu verstehen und korrekt umzusetzen“, sagte Pham Van Khai bei seiner Antrittsrede. Gleichzeitig wolle er „das Momentum der umfassenden Erneuerung verstärken“. Jutta Lietsch, Bangkok
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen