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■ Das PortraitVater Shell

Wie denkt der mächtigste Mann im Shell-Konzern über die Zukunft der Ölplattform Brent Spar? Einer seiner Sprecher, Henk Bonder: „Ich habe ihn nicht gefragt und er hat nichts gesagt.“ Cor Herkströter (59) genießt aus dem sechsten Stock des Hauptsitzes von Shell in der Haager Carel van Bylandtlaan eine wunderbare Aussicht über die Stadt. Gut die Hälfte seiner Zeit bringt er hier zu. Er reist viel, trifft regelmäßig auf die Mannschaft in London, dem zweiten Shell-Hauptsitz. Der Niederländer Herkströter, ausgebildet als Volkswirt und Wirtschaftsprüfer, leitet seit 1992 in einem vierköpfigen Gremium die Shell- Gruppe und steht gleichzeitig ihrem Hauptanteilhaber, der Königlich-Niederländischen Erdöl-Gesellschaft, vor. Die zweite Muttergesellschaft, die Britische Shell Transport- und Handelsgesellschaft, hält 40 Prozent der Gruppe – zu unterscheiden von Shell Großbritannien, der im Moment aller Protest um den Schlamassel mit der Plattform entgegenschlägt.

Da Konzernchef Herkströter schweigt, treten die Statthalter von Shell, Slechte (Niederlande) und Duncan (Deutschland), nach vorne, um mit Zugeständnissen die Öffentlichkeit zu verwirren. Herkströter ist die meiste Zeit mit dem Lenken und Überwachen der Gruppenaktivitäten beschäftigt. Denn das „eigentliche Geschäft“ üben bei Shell Hunderte von Tochtergesellschaften aus.

Cor Herkströter, Boß von Royal Dutch/Shell Foto: dpa

Mit der neuen, letzten Aufgabe Herkströters (1998 tritt er in Pension) begann im Shell-Konzern vor drei Jahren eine Zeit der Umstrukturierung. „Wer einmal seinen Job bei Shell hat, kann fortan nicht mehr damit rechnen, ihn ein Leben lang zu behalten“, hieß es. Scharf kritisierte der Konzernlenker eine Organisationsstruktur, die sich noch aus den fünfziger Jahren gehalten hat. Das größte Industrieunternehmen Europas mit einem Jahresumsatz von 155 Milliarden Mark war nach seiner Ansicht zu fett geworden. Mit Hilfe der Beraterfirma McKinsey wollte Herkströter in den schwerfällig arbeitenden Zentralen aufräumen. Das Betriebsklima verschlechterte sich.

Herkströter ärgert noch stets, daß in verschiedenen Verantwortungsbereichen oft Personen mit demselben Thema beschäftigt sind, weil sich Bereiche überschneiden. Zu seinem Antritt fiel auch der Entschluß, im britischen Teil der Nordsee die Produktion auszubreiten. Ab 1996 soll mit British Petroleum westlich der Shetlandinseln aus 500 Meter Tiefe Öl auf 11 Bohrfeldern gewonnen werden. Harald Neckelmann

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