Das Portrait: Micks Ex
■ Betr.: Bianca Jagger
Will Präsidentin Nicaraguas werden: Bianca Jagger Foto: Reuter
Wenn es die Witwe eines Zeitungsverlegers und Oppositionsführers geschafft hat, Präsidentin Nicaraguas zu werden, warum nicht auch die Exfrau eines Rockstars? Das wenigstens mag sich Bianca Perez Macias gedacht haben, als sie vor ein paar Monaten ihre Kandidatur für die nicaraguanischen Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr ankündigte.
Unter den über 50 Präkandidaten und -kandidatinnen, die sich für das Ereignis rüsten, ist sie die international bekannteste, vielleicht auch die einzige, die einen Wahlkampf selbst finanzieren könnte. Doch über die politischen Vorstellungen der Fünfzigjährigen, die zwei Drittel ihres Lebens im Ausland verbracht hat, wissen die meisten Nicaraguaner so gut wie nichts. Und auch in den Klatschblättern ist eher nachzulesen, mit welcher Größe aus Kultur oder Politik sie gerade ins Bett geht.
Mick Jagger pflegte sich zu brüsten, er habe sie „aus dem teuersten Puff von Paris“ geholt. Bianca Perez soll, als sie 1970 dem britischen Rockstar vorgestellt wurde, für „Madame Claude“ gearbeitet haben, einen exklusiven Hostessendienst, dessen Dienste auch der Schah von Persien in Anspruch nahm, um sich jeden Freitag ein Mädchen nach Teheran fliegen zu lassen.
Jagger, so sagen die Biographen, habe sich augenblicklich in die exotische Schönheit verliebt, weil sie ihm physisch so ähnlich sei. Jedenfalls schleppte ihn die Nicaraguanerin acht Monate später vor den Traualtar. Unter dem bereits sichtbar gewölbten Bauch kündigte sich die einzige Tocher an, Jade.
Als die Ehe 1979 in die Brüche ging, fand die Tochter einer Getränkeverkäuferin und eines Markthändlers aus Managua eine neue Berufung: die sandinistische Revolution, die gerade über die Somoza-Diktatur gesiegt hatte. Bianca Jagger warb für die Revolution, drehte Dokumentarfilme, die hier nie gezeigt wurden, und soll ein Verhältnis mit dem Revolutionskommandanten Bayardo Arce unterhalten haben.
Nachdem die Nicaraguaner 1990 die Sandinisten abgewählt hatten, wechselte auch Bianca Jagger das Lager. Sie wurde an der Seite von Ex-Contra-Führer Alfredo César gesehen. Zuletzt machte sie Schlagzeilen als Begleiterin des US-Kongreßabgeordneten Robert Torricelli, eines radikalen Scharfmachers gegen Kuba und Nicaragua. Wie das die Politik der Präsidentin Bianca beeinflußt, weiß niemand. Ralf Leonhard, Managua
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