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■ Das PortraitRückzug ins Private

Es ist kein völliger Rückzug ins Privatleben, den die niedersächsische Grünen-Vorsitzende gestern angekündigt hat. Thea Dückert will eine Auszeit nehmen. Auf der nächsten Grünen-Landesversammlung will die 45jährige Diplom-Volkswirtin als Landesvorsitzende zurücktreten und bis auf weiteres auch kein anderes Parteiamt übernehmen. „Gegenwärtig bleibt mir einfach kein Raum für ein Leben neben Politik, Job und Kind“, sagt Dückert. Darauf, daß neben allen Verpflichtungen immer noch Zeit für ein Leben außerhalb des Terminkalenders bleibe, habe sie immer geachtet.

Will nicht mehr: Niedersachsens Grünen-Vorsitzende Thea Dückert Foto: A. Werner

Vor der Niedersachsen- Wahl 1986 wurde Thea Dückert auch zu ihrer eigenen Überraschung auf Platz eins der Landesliste gewählt. Eigentlich hatte sie sich nur um ein Landtagsmandat bewerben wollen. „Graue Maus mit Doktorhut“ – so überschrieb die taz damals das erste Interview mit der neuen Grünen- Spitzenfrau – und lag damit voll daneben.

Die promovierte Volkswirtin, damals bei den grünen Realos beheimatet, vermochte nämlich bei Wahlkampfauftritten und Landtagsdebatten sehr wohl zu überzeugen. Über vier Jahre hielt sie in der rot-grünen Koalition die grüne Landtagsfraktion als deren Vorsitzende zusammen.

Der Landesvorsitz, den Dückert nach dem Ende der rot-grünen Koalition übernahm und nun wieder aufgibt, ist in Niedersachsen ein Ehrenamt, allerdings ein zeitaufwendiges: „Man muß die Kreisverbände bereisen, und zudem hatte ich Niedersachsen auf Bundesebene zu repräsentieren“, sagt Dückert. Zum Broterwerb leitet die Diplom-Volkswirtin die Oldenburger Kooperationsstelle Hochschule/Gewerkschaften. Außerdem ist sie Mutter eines dreizehnjährigen Sohnes. Zwischen all diesen Aufgaben suchte Dückert immer Kompromisse. 1986 habe sie darauf verzichtet, Fraktionsvorsitzende zu werden, sagt sie, 1990 habe sie bewußt kein Amt in der rot-grünen Regierung übernommen.

Einen dauerhaften Abschied aus der Politik kann sich Dückert allerdings nicht vorstellen. Aber sie will Zeit haben, gründlicher nachzudenken, sich wieder ihren eigentlichen Themen widmen. Auch die veränderte Rolle der Grünen beschäftigt Dückert. Wahlerfolge hätten sie zwar, für Reformen fehle jedoch das gesellschaftliche Klima. Für Dückert stellt sich auch die Frage, wo die eigentlichen Verbündeten der Grünen seien. Jürgen Voges

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