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Das PortraitDer Chef der Elche

■ Ingvar Kamprad

Ingvar Kamprad, Gründer von Ikea Foto: AP

Für manchen Deutschen ist er der Inbegriff Schwedens. Er ist jedoch der Enkel von Sachsen und Sudetendeutschen, und das hat seine Geschäfte auch schon ernsthaft gefährdet: Die Rede ist von Ingvar Kamprad, dem Gründer und Chef von Ikea. Er wird heute 70.

Schon als 17jähriger eröffnete Kamprad ein Versandgeschäft für Sprossenstühle, Gemüsesamen und Uhren mit Namen IKEA – das waren die Angfangsbuchstaben seines Namens, des elterlichen Hofes Elmtaryd und des Heimatortes Agunnaryd in Südschweden. Das Geschäft lief gut, bestimmte aber noch lange nicht den Innenarchitektur-Standard der Mittelklasse und ihrer Jugend. Erst die Sozialdemokraten mit ihrem billigen „Volksheim Schweden“ brachten Kamprad in den 50er Jahren auf den Handel mit Möbeln.

Von Anfang an stimmte er sich mit seinen Herstellern eng ab: Billig und doch pfiffig sollte es sein. 1958 eröffnete er in Älmhult sein erstes Möbelhaus. Über die skandinavischen Länder ging es schließlich nach Deutschland, seinem nach wie vor größten Markt. 1974 in München konnten die Germanen erstmals Wikingermöbel von der Stange kaufen.

Die Gewinne dürften sehr hoch sein, Steuern bezahlt Kamprad allerdings kaum, weder in Schweden noch in Deutschland. Sein Unternehmenskonglomerat ist eine Stiftung mit Sitz im steuersparenden Holland. Dorthin werden über die üblichen legalen Buchungstricks die Profite der Tochtergesellschaften geschoben. Kamprad deutete in den 80er Jahren an, daß die Stiftung nach seinem Tod vielleicht an eine religiöse calvinistische Gruppe in den Niederlanden übergeht, aber derzeit wandert das Geld noch an seinen Wohnsitz im schweizerischen Lausanne.

1994 holte ihn nach eigenen Angaben seine deutsche Herkunft ein. Die Stockholmer Tageszeitung Expressen berichtete, daß „Mister Schweden“ bis in die fünfziger Jahre Mitglied oder Sympathisant der „Neuschwedischen Bewegung“ war – einer Naziorganisation, die von einem großfaschistischen Europa träumte. In einen Brief an seine damals 25.000 Angestellten bezeichnet er 1994 seine braune Vergangenheit als Jugenddummheit und schiebt die Schuld auf den Einfluß seiner rechten Großmutter aus dem Sudetenland. Sie sei eine „dominante Frau gewesen, die die ganze Familie geprägt habe“. Die Vogel- Strauß-Taktik wirkte, eine Boykottkampagne gegen Ikea gab es nicht. Reiner Metzger

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