Das Portrait: Der Superbetrüger
■ Robert Vesco
„Ein großer Geschäftsmann und Freund der Lateinamerikaner. Schade, daß er US- Bürger ist“, pflegte der kolumbianische Kokainhändler Carlos Lehder über Robert Vesco zu scherzen. Nun steht der 60jährige Superbetrüger erstmals dort, wo ihn schon viele gerne gesehen hätten: vor einem Gericht. Ausgerechnet Kuba macht ihm wegen Wirtschaftsdelikten den Prozeß. Vesco selbst leuchtet das nicht ein: „Warum sollte ich ein Land betrügen, das mich gerettet hat?“ Sein Lebenslauf legt eine erste Antwort nahe: weil er es nicht lassen kann.
Der US-Bürger ist von Beruf Financier, und seine Karriere begann Anfang der siebziger Jahre, als er mit Anlagefonds New Yorker Börseninvestoren um 224 Millionen Dollar prellte. Vesco flüchtete mitsamt seinen erschwindelten Millionen nach Costa Rica. 1972 wollte er mit einer illegalen Wahlkampfspende an Richard Nixon die US-Behörden gnädig stimmen – die 200.000 Dollar aber brachten nur einen weiteren Haftbefehl ein.
Daraufhin machte sich der Sohn eines Detroiter Autohändlers auf den Bahamas breit, wo er zwei Banken, eine Insel und eine Unmenge an Geschäftskontakten besaß. Hier lehrte er den angehenden und heute in den USA inhaftierten Kokainbaron Carlos Lehder das Einmaleins unlauterer Geschäfte. Zum Verhängnis wurde Vesco dabei, daß er seinem Zögling auch zu einer Privatinsel verhalf, von der sich das Kokain tonnenweise in die USA verschicken ließ. Die hierzu anfallenden monatlichen Bestechungsgelder von 100.000 US-Dollar für den damaligen Premierminister der Bahamas flogen auf. Lehder und Vesco mußten das Weite suchen.
Ab 1982 fand Vesco auf Kuba Unterschlupf. Ein Schelm, der Böses dabei denkt und auch hier dunkle Finanzgeschäfte diesmal im Auftrag des devisenarmen Castro-Regimes vermutet. Warum steht er nun vor einem Tribunal in Havanna? Weil er ein angebliches Wunderheilmittel gegen Krebsleiden ohne Wissen des Regimes entwickelt und an ausländische Investoren vermarktet haben soll. Eine obskure Geschichte, hinter der nach Ansicht kubanischer Ermittler durchaus die CIA stecken könnte. Wer aber glaubt den kubanischen Ermittlern? Vesco könnte zu zwanzig Jahren Haft verurteilt werden. Ciro Krauthausen
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