Das Portrait: Mutter der alten Aufrechten
■ Mary Leakey
Wie lange schon der Mensch ein Mensch ist, ist heute einigermaßen klar. Mit einigen bahnbrechenden Entdeckungen brachten Mary Leakey und ihr Mann Louis Licht in das Dunkel der Frühgeschichte. Am Montag starb Mary Leakey in Nairobi, Kenia, im Alter von 83 Jahren.
Zusammen forschten die Archäologen und Anthropologen Leakey seit den 30er Jahren im berühmten Rift Valley von Ostafrika. Dieser Erdriß reicht von Äthiopien über Kenia und Tansania bis in den Süden Arikas. 1947 fanden sie in Kenia den Schädel eines 25 Millionen Jahre alten affenähnlichen Lebewesens, das den wissenschaftlichen Namen Proconsul africanus erhielt und als gemeinsamer Urvater von Affen und Menschen gilt.
1959 in der Olduvai- Schlucht am Rande der Serengeti im späteren Tansania gruben sie fossile Überreste eines Urmenschen aus, der mit 1,8 Millionen Jahren doppelt so alt war als alle bis dahin bekannten Urmenschenfunde. Dieser Fund stützte damals die These, von Ostafrika als der Wiege der Menschheit.
Stand der Forschung ist heute, daß der Homo habilis mit seinem großen Gehirn samt ausgeprägtem Sprachzentrum schon knapp 2,5 Millionen Jahre alt ist und sich eventuell in ganz Afrika gleichzeitig entwickelt hat. Die eigentliche Ursache für den Übergang vom Affen zum Menschen sehen Evolutionsforscher im aufrechten Gang.
Gerade als Beleg dafür stammt eine der aufregendsten Entdeckungen – ihre bedeutendste, wie sie selbst meinte – vom Mary Leakey. 1978 fand sie in Laetoli südlich der Olduvai-Schlucht in versteinerter Vulkanasche 3,5 Millionen Jahre alte Fußspuren von einer Frau, Mann und Kind. Diese Spuren bewiesen, daß die Urahnen der heutigen Menschen viel früher den aufrechten Gang erlernten, als bis dahin angenommen worden war. Auch weiß man heute durch andere Funde, daß die Füße weit vor dem Gehirn die Entwicklung vom Affen- zum Menschenartigen durchmachten.
Die in London geborene Mary Nicol verbrachte den größten Teil ihrer Jugend in Frankreich, wo ihr Vater Erskine Nicol als Landschaftsmaler lebte. 1936 heiratete sie in Tanganjika Louis Leakey. Auch ihr Sohn Richard und die Schwiegertochter Meave sind bekannte Archäologen. Mary sagte einmal, sie habe über die Kunst und eine unbändige Neugier für alles, was den Menschen betrifft, zu ihrem Beruf gefunden. rem
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen