Das Portrait: Der Kleine mit dem starken linken Fuß
■ Ference Puskas
Sein Bauch stellte schon zur aktiven Zeit selbst den von Diego Maradona in den Schatten, sein linker Fuß wurde seltener benutzt als der des Kölner Einfüßlers Wolfgang Overath, und seine Trainingsfaulheit hatte bereits zu Karrierebeginn der eigene Vater schwer gerügt. Dennoch darf Ferenc Puskas, der heute 70 Jahre alt wird, mit Fug und Recht von sich behaupten, der torgefährlichste Fußballstürmer aller Zeiten zu sein. In 88 Länderspielen (84 für Ungarn, vier für Spanien) brachte er es auf 85 Treffer, viermal war der Mann aus Kispest Torschützenkönig in Ungarn, viermal in Spanien. Letzteres in Diensten von Real Madrid an der Seite von Alfredo di Stefano, der dem korpulenten Salamiliebhaber aus Ungarn den Ball maßgerecht zur kaltblütigen und präzisen Vollstreckung zu servieren pflegte.
324 Tore schoß „Öczi“, was soviel wie „Kleiner“ heißt, in 372 Spielen für Real, und vier Tore von Puskas sowie drei von di Stefano besiegelten 1960 beim Landesmeisterfinale in Glasgow die 3:7-Niederlage der Frankfurter Eintracht gegen Real in einem der größten Vereinsfußballspiele der Geschichte. Sechs Jahre zuvor hatte Puskas zwei Treffer zum 6:3 des ungarischen Wunderteams gegen England beigetragen, der ersten Niederlage, die die Briten im Wembleystadion bezogen.
Ferenc Puskas war jedoch nicht nur mit dem linken Fuß, sondern auch mit der Zunge stets zur Stelle. Früh verdarb es sich der Major der ungarischen Armee durch seine offenen Worte und seine Respektlosigkeit mit den Machthabern in der Heimat, und nach dem Volksaufstand von 1956 verließ er das Land. Wegen seines Übergewichts fand er zunächst keinen Verein, bis er 1959 bei Real unterkam.
Sein einziger internationaler Titel neben dem Europacup blieb der Olympiasieg mit Ungarn 1952, die bitterste Stunde erlebte er 1954 in Bern, als sein hochfavorisiertes Team das WM-Finale gegen Deutschland mit 2:3 verlor. Danach bezichtigte er die Deutschen des Dopings und wurde vom beleidigten DFB zwei Jahre für Spiele auf deutschem Boden gesperrt.
Weit weniger erfolgreich als seine Spielerkarriere verliefen spätere Auftritte als Trainer und Geschäftsmann. Mit einer Salamifabrik ging Puskas pleite, und das verlorene Europacupfinale seiner Mannschaft Panathinaikos Athen 1971 gegen Ajax blieb sein größter Coup als Coach. Den Appetit hat ihm das, wie er kaum verbergen kann, bis heute nicht verdorben. Matti Lieske
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