Das Portrait: Vorkämpfer für Pressefreiheit
■ Daoud Kuttab
Der Journalist Daoud Kuttab sitzt in Arafats Gefängnis
Foto: Reuter
Er ist nicht das erste Mal, daß der Palästinenser Daoud Kuttab mit den Mächtigen aneinandergeraten ist. Schon als der Journalist noch für palästinensische Tageszeitungen schrieb, legte Arafats Autonomiebehörde ihm „nachdrücklich nahe“, seine kritischen Kommentare einzustellen. Vor drei Jahren wurde er schließlich als Kolumnist der Tageszeitung Al- Quds gefeuert, auf Verlangen Arafats. Dieses Mal aber hat Kuttab gar nicht kommentiert, sondern über einen Privatsender der Universität Al-Quds die Debatten im palästinensischen Parlament übertragen. Das diskutierte gerade die millionenschweren Korruptionsvorwürfe gegen die Autonomiebehörde. Der Sender wurde gestört, über mehrere Tage hinweg. Die Washington Post berichtete darüber am 21. Mai. Noch am Abend wurde Kuttab nach Ramallah einbestellt und in Haft genommen. Obwohl der Journalist die US-Staatsbürgerschaft besitzt und somit gar nicht der palästinensischen Jurisdiktion untersteht, will der palästinensische Generalstaatsanwalt Khaled al-Kidra ihn anklagen. Wegen Verstoßes gegen das „palästinensische Pressegesetz“.
Vertreter des US-Konsulats durften Kuttab im Gefängnis besuchen. Seiner Familie aber wurde dies verwehrt. Daraufhin trat der Journalist in einen Hungerstreik. Verhaftet wurde er auf persönliche Anordnung Arafats, wie der Polizeichef von Ramallah, Oberst Firaz Ameleh, etwas unvorsichtig eingestand. Und der PLO- Chef entscheidet jetzt angeblich auch persönlich, wer den Inhaftierten noch besuchen darf. Kuttab, der 1955 in Bethlehem geboren wurde, ist verheiratet und Vater dreier Kinder. Seit 17 Jahren arbeitet er als Journalist, unter anderem für die Washington Post und die Herald Tribune. Daneben produzierte er zahlreiche Filme für europäische Sender, darunter auch die arabisch-hebräische Version der Sesamstraße.
Machtmißbrauch und Unterdrückung, sei es unter israelischer Besatzung oder unter palästinensischer Herrschaft, hat Kuttab stets unerschrocken angeprangert. 1996 erhielt er dafür den Internationalen Preis für Pressefreiheit. Im einzigen Interview, das ihm zu Haftbeginn erlaubt wurde, sagte er: „Ich glaube, wie alles in der Welt wird auch die Pressefreiheit nicht auf einem Silbertablett serviert. Man muß darum kämpfen.“ Besonders in Arafats Herrschaftsbereich, wie es scheint. Georg Baltissen
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