Das Portrait: Diktator mit dem reinen Gewissen
■ Hugo Banzer
Hat gerade die Wahlen in Bolivien gewonnen: Exdiktator Hugo Banzer Foto: Reuter
Der 71jährige Hugo Banzer will es noch einmal wissen. Seit seinem Abgang als Diktator im Jahre 1978 hat sich Banzer immer wieder in die Politik eingemischt. Er hat seither an mehreren Präsidentschaftswahlen teilgenommen und war von 1989 bis 1993 sogar Mitglied der Regierung des von ihm ins Exil getriebenen Jaime Paz Zamora.
Rückblickend hat sich Banzer nichts vorzuwerfen. „Was 1971 geschah, hatte zwei Seiten. Ich habe nichts zu bereuen, mein Gewissen ist ruhig.“ 1971 steht Bolivien an der Schwelle zur Revolution. Revolutionäre Volkskomitees bilden sich in den Städten des Landes, unter Präsident Juan José Torres werden Plantagen und Minen verstaatlicht. Mitte August 1971 wird den Rechten der Spuk zuviel, sie fordern eine Erhebung gegen die kommunistische Gefahr. Als die Militärs schließlich am 22. August 1971 putschen, wird Banzer zum Präsidenten erklärt. Bei Protesten gegen den Putsch tötet das Militär mindestens 126 Menschen.
Banzer nimmt die Jahre zuvor beschlossene Agrarreform zurück, die Plantagen befinden sich fortan wieder in Privatbesitz. Im ersten Jahr nach dem Putsch läßt Banzer einen Generalstreik blutig niederschlagen. Zwei Jahre später läßt er an Bauern in Cochabamba, die gegen Preiserhöhungen für Lebensmittel demonstrierten, ein Massaker anrichten, dem mindestens 100 Menschen zum Opfer fallen. 1975 verschiebt Banzer die anstehenden Wahlen auf unbestimmte Zeit, Parteien und Gewerkschaften werden verboten.
Im Dezember 1977 treten mehrere Minero-Frauen in den Hungerstreik und besetzen Kirchen. Sie fordern eine Amnestie für politische Gefangene und Exilanten. Aus dieser Aktion wird binnen kurzer Zeit eine landesweite Bewegung. Zum Jahreswechsel 1977/78 befinden sich 1.000 Menschen im Hungerstreik. Banzer muß Wahlen versprechen und die Parteien wieder zulassen. Er selbst verzichtet auf eine Kandidatur.
Heute weist Banzer alle Schuld von sich: „Die Dinge, die ich getan habe, habe ich stets bewußt getan. Aber die Fehler, die ich gemacht habe, haben niemals das Leben anderer Menschen berührt. Wenn ich wirklich die Menschenrechte eines anderen verletzt hätte, dann würde ich ihn auf Knien um Verzeihung bitten. Aber mein Gewissen ist ruhig.“ Ingo Malcher
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