Das Portrait: Persönlich herausgefordert
■ Rebecca Harms
Über den „Ruck nach rechts“ hat sie am Samstag vor dem niedersächsischen Grünen- Parteitag gesprochen und darüber, daß nur eine Partei – ihre Partei – das Rollback in der Umweltpolitik stoppen könne. Ihren Gegner Gehard Schröder fertigte Harms vor ihrer Wahl zur grünen Spitzenkandidatin mit den Sätzen ab: „Die dumpfen Parolen dieses Sommers – da steht nichts mehr für Neues“. Die 40jährige hat sich für die Niedersachsenwahl im kommenden März viel vorgenommen: Sie will beweisen, daß mit der „rechtspopulistischen Attitüde“ eines Schröder, mit seinem „Andienen an die Industrie“ keine Mehrheiten zu gewinnen sind.
Rhetorik hat Rebecca Harms nicht erst in der Parteipolitik gelernt. In der taz war ihr Name schon in der ersten Nullnummer vom 22. September 1978 zu lesen: Die Mitbegründerin und jahrelange Vorsitzende der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg schrieb aus „Gorleben: Berichte aus dem Landkreis“. Mitte der achtziger Jahre arbeitete sie als Angestellte in der Regenbogenfraktion des europäischen Parlamentes. Den Grünen trat sie erst bei, als sie sich vor vier Jahren um ein Mandat im niedersächsischen Landtag bemühte.
Von Beruf hat Rebecca Harms Gärtnerin gelernt, in den Anfangsjahren der Anti- AKW-Bewegung lebte sie standesgemäß in einer auf Selbstversorgung ausgerichteten Landkommune. Später hat sie dann auf Filmemacherin umgesattelt und vor allem Dokumentarfilme gedreht.
Im niedersächsischen Landtag gab es in den vergangenen vier Jahren nicht eine Sitzungswoche, in der Rebecca Harms nicht zur Atompolitik oder zum Widerstand im Wendland gesprochen hätte, und regelmäßig hatte sie dabei Gerhard Schröder als Widerpart. „Es gibt keine rot-grüne Politik, sondern nur grüne Politik, für deren Umsetzung man auch in Koalitionen kämpfen muß“, lautet denn auch ihr Credo. In ihrem Landesverband wird die grüne Spitzenkadidatin dem Realo-Flügel zugeordnet, dennoch sieht sie sich selbst zwar nicht als innerparteiliche, aber als politische Linke. „Ich fühle mich von Schröder und solchen Leuten mit ihren rechten Sprüchen persönlich herausgefordert“, sagt sie. Auch deswegen will sie beweisen, „daß mehr als die neoliberale bundesdeutsche Wirklichkeit möglich ist, der sich die SPD anpaßt, daß es die Möglichkeit einer Wende gibt“. Jürgen Voges
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