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Das PortraitDer verrückte Präsident in spe

■ Antanas Mockus

„Interviews gebe ich nur noch gegen Bezahlung“, kündigte Antanas Mockus forsch an, als er seine Kandidatur für die kolumbianischen Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr bekanntgab. Mit dem Geld wolle er seinen Wahlkampf finanzieren, tönte der ehemalige Bürgermeister der Hauptstadt Bogotá. Mockus pflegte schon immer einen selbstbewußten Umgang mit der Presse, doch diesmal ging er zu weit: Die Medienmacher dachten gar nicht daran, dafür zu bezahlen, Mockus' Botschaft an die Wähler transportieren zu dürfen – zumal der Sohn litauischer Einwanderer bislang auch weniger durch Worte aufgefallen ist. Zumindest im Fernsehen ist der Kandidat trotzdem präsent: Eine Nachrichtensendung heuerte den Nicht-Journalisten als Reporter an.

Seine landesweite Bekanntheit hat sich Mockus durch spektakuläre Aktionen erworben. Als der gelernte Philosoph und Mathematiker noch Rektor der Nationaluniversität war, zeigte er bei einer hitzigen Diskussion mit Künstlern seinen nackten Hintern, um sich Gehör zu verschaffen. Daraufhin mußte er die Uni verlassen – und wurde mit zwei Drittel der Stimmen zum Bürgermeister gewählt.

Mangelnden persönlichen Einsatz konnte man Mockus auch in diesem Amt nicht vorwerfen: Als im Frühjahr das Wasser in der Hauptstadt knapp wurde, weil ein Zuleitungstunnel eingestürzt war, demonstrierte der Bürgermeister vor laufenden Fernsehkameras wassersparendes Duschen. In Bogotá wird Mockus für solche Aktionen von den einen geliebt, von den anderen gehaßt. Für zumindest ein bißchen verrückt halten ihn alle.

Und Mockus versteht es, damit zu kokettieren: Als einen Bruder im Geiste begrüßte er im Januar Ecuadors singenden Damals-gerade-noch- Präsidenten Abdala Bucarám in Bogotá. Der bezeichnete sich selbst als „el loco“, den Verrückten, und wurde wenige Wochen darauf vom Parlament wegen Unzurechnungsfähigkeit abgesetzt. Mockus schimpfte über diese „ungerechte Entscheidung“.

Anders als Bucarám hat sich Mockus den Ruf absoluter Unbestechlichkeit und Unabhängigkeit erworben. Zu den Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr tritt er ohne die Unterstützung einer Partei an. Deshalb wird es auch für einen Wahlsieg nicht reichen, sagen die Demoskopen. Peter Schumacher

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