Das Portrait: Malis Exdiktator bleibt am Leben
■ Moussa Traore
Nun bleibt Moussa Traoré also doch am Leben. Fast fünf Jahre nach seiner Verurteilung zum Tode durch ein Gericht in Mali hat die Regierung des westafrikanischen Landes die Strafe des inhaftierten früheren Diktators nun zu lebenslanger Haft umgewandelt. Mit ihm entgehen 20 andere ehemalige hochrangige Würdenträger des 1991 gestürzten malischen Militärregimes der Hinrichtung. Der Gnadenerlaß, so ließ Präsident Alpha Oumar Konaré erklären, solle anläßlich des 49. Jahrestages der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte den Respekt der ersten demokratisch gewählten Regierung des Landes vor den Menschenrechten zeigen.
Der 1936 geborene Traoré hatte den bitterarmen Sahelstaat Mali von 1969 bis 1991 als Einparteienstaat und Militärdiktatur regiert. Er wurde im März 1991 vom Militär gestürzt, nachdem er eine Massendemonstration gegen sein Regime hatte zusammenschießen lassen; 100 bis 300 Menschen kamen an diesem blutigen 22. März ums Leben.
Nach dem Machtverlust kam Traoré zusammen mit seinem Kabinett und dem Zentralkomitee seiner Einheitspartei ins Gefängnis und wurde von einem „Verband zur Verteidigung der Opfer der Repression“ wegen Mordes angeklagt. Das Verfahren begann im November 1992. Traoré, verteidigt vom französischen Skandalanwalt Jacques Vergès, sagte vor Gericht, er habe den Befehl zum Massaker vom 22. 3. 1991 nicht gegeben und sei für „praktische Modalitäten“ von Repression nicht zuständig gewesen. Trotzdem wurde er im Februar 1993 für schuldig erklärt und zum Tode verurteilt.
Schon damals rechnete aber kaum jemand mit einer Hinrichtung Traorés oder der anderen Verurteilten. Das hätte die Lage in Mali wohl nur weiter polarisiert. Vielmehr wurde der frühere Diktator unter Hinweis auf ein geplantes zweites Verfahren wegen Korruption in Haft gehalten. Über zwei Milliarden Dollar soll Traoré, dessen Familie die wichtigsten Posten in der Wirtschaft besetzt hatte, ins Ausland verschoben haben.
Zu einem zweiten Prozeß kam es nie. Erst dieses Jahr erhielt Mali aus Traorés gesperrten Schweizer Bankkonten 3,9 Millionen Schweizer Franken zurück – ein Bruchteil des gestohlenen Vermögens, doch immerhin ein Präzedenzfall. Dominic Johnson
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