Das Portrait: Ein Mann, den Kirch kennt
■ August Fischer
Für die einen ist er höriger Gehilfe des Kanzler-Kumpanen Leo Kirch, für die anderen die Inkarnation des unabhängigen Topmanagers. August Fischer wurde diese Woche zum Vorstandsvorsitzenden des Springer-Konzerns berufen, dem neben Welt, Bild und Hörzu auch über 40 Prozent von Sat.1 gehören. Der 58jährige ersetzt Jürgen Richter. Der hatte hingeschmissen, nachdem er sich Jahre mit Springer-Großaktionär Kirch gezankt hatte. Da lag die Vermutung nahe, Kohl-Freund Kirch verspreche sich nun von Fischer das, was ihm sein Vorgänger verwehrt hatte: Den direkten Zugriff auf die Redaktionen, ganz besonders im Jahr der Bundestagswahl.
Dagegen rühmt man im Hause Springer den neuen Chef mit dem silbergrauen Scheitel als „großartige Kapazität“ – angesichts von Fischers Lebenslauf nicht unberechtigt. Zuletzt arbeitete er u.a. als Verwaltungsrat des Ringier-Verlags. Bis 1995 war er rechte Hand des australisch-amerikanischen Medientycoons Rupert Murdoch. Für ihn leitete „Gus“ Fischer die britischen Sun und Times und das Sky-TV. In Hamburg wird nun gerne gestreut, der umsichtig-bescheidene Schweizer habe Hasardeur Murdoch schon mal auf die Finger geklopft. Und wer sich mit einem Murdoch anlegt, wird doch einem Kirch nicht willfährig sein.
Dennoch halten ihn andere für einen „charmanten Vollstrecker“ (Stern), den Kirch ausgesucht habe. Kirchs Sprecher Johannes Schmitz erklärt nur: „Wir kennen Herrn Fischer selbstverständlich schon lange.“ Im Zürcher Tagesanzeiger 1995 steht, wie gut: „Ich bin mit Leo Kirch befreundet.“
In der Springer-Pressestelle, die noch der Springer- Mehrheit um Verlegererbin Friede Springer zuneigt, meint Sprecherin Edda Fels, Fischer müsse man doch erst einmal arbeiten lassen. Ob das Leo Kirch auch so halten wird, ist höchst fraglich. Die Entfernung des alten Springer-Chefs muß ja für ihn irgend einen Sinn ergeben, denn schließlich waren die Bilanzen, die er vorlegte, glänzend. Außerdem schuldet Kirch seinem Kanzler gerade wieder einen Gefallen. Kohl hatte sich jüngst in Brüssel dafür eingesetzt, daß die EU-Kommission nicht gegen das Digitalfernsehkartell von Bertelsmann und Kirch vorgeht. Falls Fischer die Freunde seiner Freunde auch als seine Freunde ansieht, könnte das der Kanzler-Kirch-Kameradschaft richtig gut bekommen. Georg Löwisch
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