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Das PortraitNoch ein Kennedy weniger

■ Michael Kennedy

Mit dem Unfalltod von Michael Kennedy, einem Neffen des ermordeten Präsidenten John F. Kennedy, hat ein weiteres Mitglied des legendären US-Familienclans ein vorzeitiges Ende gefunden. Der 39jährige starb am letzten Tag des Jahres 1997, als er beim Skilaufen in einem Wintersportgebiet des Bundesstaates Colorado gegen einen Baum prallte. Der Skiunfall ereignete sich bei Einbruch der Dämmerung an einem Hang im Wintersportort Aspen, wo Kennedy einige Urlaubstage mit seiner Familie verbrachte. Der Verunglückte kam mit Verdacht auf eine Rückenmarksverletzung ins Krankenhaus, wo jedoch nur noch sein Tod festgestellt werden konnte.

Seine Mutter Ethel würdigte den Verunglückten als „besonderen“ Menschen und bat ihre Landsleute, ihn in ihre Gebete einzuschließen. Die Witwe des 1968 ermordeten ehemaligen Justizministers Robert Kennedy verlor mit Michael bereits zum zweiten Mal ein Kind: Sein Bruder David war 1984 im Alter von 28 Jahren in einem Hotelzimmer in Florida an einer Überdosis Heroin gestorben.

Michael Kennedy hatte sich vor allem durch soziale Aktivitäten einen Namen gemacht. Unter anderem führte er den Vorsitz einer privaten Vereinigung, die Heizkostenzuschüsse an Bedürftige verteilt. Die Organisation ist eine Gründung seines Bruders Joe, der als Abgeordneter dem US-Repräsentantenhaus angehört. Im vergangenen Jahr verlor Michaels Ruf allerdings einiges von seinem Glanz, als ruchbar wurde, daß er eine Affäre mit der minderjährigen Babysitterin seiner Kinder hatte. Die Justiz stellte die Ermittlungen gegen den Kennedy-Sproß ein, weil das Mädchen nicht aussagewillig war. Seine Ehe ging allerdings in die Brüche. In der Folge gab Michael öffentlich zu, daß er wegen Alkoholismus und „Sexbesessenheit“ in Behandlung sei. Etwa zur gleichen Zeit mußte sein Bruder Joe seine Hoffnungen auf das Amt des Gouverneuers von Massachusetts begraben, als seine Exfrau Sheila in einem Buch über ihre Ehe auspackte. Das öffentliche Aufsehen um Joe und Michael veranlaßte ihren Vetter John F. Kennedy jr. kürzlich zu einem Frontalangriff. Die beiden seien keine Zierde der Familie, sondern eher „Reklamehelden für schlechtes Benehmen“, zürnte der einzige Sohn des ermordeten Präsidenten in einem Zeitschriftenkommentar. taz

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