Das Portrait: Ein Professor gegen den Euro
■ Karl-Albrecht Schachtschneider
„Die Medien haben es so gewollt.“ Heute wird Karl-Albrecht Schachtschneider nach Karlsruhe reisen und seine Verfassungsbeschwerde gegen die Einführung des Euros persönlich einreichen. Der Juraprofessor weiß, daß so etwas nicht üblich ist, aber das Fernsehen braucht Bilder. Auch seine drei Mitstreiter, die Ökonomie-Professoren Wilhelm Hankel, Joachim Starbatty und Wilhelm Nölling, konnte er überreden, nach Karlsruhe mitzukommen. Wenigstens eine einstweilige Anordnung zur Verschiebung des Euro erhofft sich Schachtschneider von der Klage. Vier Professoren allein gegen die Regierungen Europas – diese Rolle gefällt dem Juristen, der sich gern als unbestechlichen „Streiter für das Recht“ präsentiert.
Streitbar ist Schachtschneider schon immer gewesen. Aus der SPD trat er 1975 aus, als er gegen die etablierte Politik eine Teilwiederholung der Berliner Abgeordnetenhauswahlen erstritt. Damals waren unabhängige Wählergemeinschaften nicht zur Wahl zugelassen worden. Sein nächster Parteiaustritt 1989 ähnelte dem ersten, nur daß diesmal die CDU dran glauben mußte. Schachtschneider hatte die innerparteilichen Verhältnisse als „undemokratisch“ kritisiert. Mit dem Austritt entging Schachtschneider einem Ausschlußverfahren. Sein damaliger Mitstreiter Markus Wegner setzte aber eine Wiederholung der Hamburger Bürgerschaftswahl durch und gründete daraufhin die Stattpartei.
Schachtschneider landete beim „Bund freier Bürger“ (BfB) des ehemaligen FDP- Politikers Manfred Brunner. Ihn hatte er 1993 vor dem Bundesverfassungsgericht vertreten, als Brunner gegen den Maastrichter Vertrag klagte. Bei den Europawahlen 1994 trat Schachtschneider sogar auf Platz zwei der BfB-Liste an, doch schon kurze Zeit später kehrte er auch dieser Partei den Rücken. Gestört hat ihn weniger das enttäuschende Wahlergebnis – nur 1 Prozent errangen die EU-Skeptiker –, sondern Brunners allzu enge Männerfreundschaft mit Österreichs Rechtsaußen Jörg Haider.
Seither will er Politik nur noch in „Projekten“ betreiben, quasi auf eigene Rechnung. „Hinter uns Professoren steht niemand. Aus der Wirtschaft haben wir noch keinen Pfennig Spenden bekommen, auch wenn wir die durchaus nehmen würden“. Christian Rath
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