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Das PortraitLandpomeranze

■ Halo Saibold

Die Frau mag starke, einfache Worte: Abtreibung ist Tötung und Fliegen schädlich für die Umwelt. Sagt Halo Saibold. Seit dem Wochenende wird über die grüne Bundestagsabgeordnete wieder gesprochen.

Alle fünf Jahre mit dem Flugzeug in die Ferien fliegen, das reicht, meint sie. Sie predigt Verzicht und Enthaltsamkeit mit naiver Gutgläubigkeit. So klar Saibolds Position bei der Kersoinbesteuerung ist, nämlich die ökologischen Kosten zum Ramschprodukt Ferntourismus hinzuzurechnen, so moralisch rigoros fordert sie Urlaub in deutschen Landen. Wahltaktisch gesehen ein ungünstiger Zeitpunkt für naiven Fundamentalismus. Wer Enthaltsamkeit predigt, sammelt keine Punkte.

Auf Taktik und strategisches Gespür hat Halo Saibold nie gesetzt. Vor zehn Jahren stürmte sie mit drei Parteifreunden eine Expertenanhörung der Grünen- Fraktion gegen das damals geplante Beratungsgesetz zum § 218. Wo Ökokatholizismus gepredigt wird, ist Saibold nicht weit. Klar, daß sie 1987 für ein „Müttermanifest“ stritt, welches die Feministinnen in der Partei auf die Palme trieb.

Die 54jährige Mutter aus Aldersbach wird von Missionen getrieben, vom Kampf um eine bessere Welt. In Bayern um im Bund gründete sie die Ökopax-Partei seinerzeit mit. Ihre Überzeugung gießt sie gern in praktische Gebote. Im vergangenen Jahr brachte sie den größten deutschen Reiseveranstalter TUI dazu, gegen den Goldabbau in der Westtürkei bei der Regierung in Ankara zu protestieren. Das Gold sollte mit Hilfe giftiger Zyankalilauge gewonnen werden. Weil „Ausschuß für Fremdenverkehr und Tourismus“ diskriminierend klang, stellte Saibold einen Antrag zur Namensumbenennung. Nun heißt das Gremium des Bundestags, dem sie vorsteht: „Ausschuß für Tourismus“. Klingt nach semantischer Lichterkette.

Wäre da nicht Halo Saibold, würde niemand das Gremium kennen. Sie brachte frischen Wind in die verpennte Runde. Ob Kritik an den Vermarktungsstrategien der Deutschen Zentrale für Tourismus oder Anfragen zur Konzentration in der deutschen Tourismuswirtschaft – durch ihre Arbeit von wurde Tourismus zum politischen Thema.

Nicht, daß sie sich ins Rampenlicht drängte. Doch manchmal streift sie der Lichtkegel. Wenn sie aber Zeit hat, sich zu erklären, klingen ihre Vorstellungen nachvollziehbar. Annette Rogalla

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