Das Portrait: Ein richtiger Mann – der immer alles gibt
■ Friedel Rausch
Ein richtig Großer ist er nie gewesen. Als Spieler nicht und nicht als Trainer. Im Leibchen des FC Schalke 04 gab Friedel Rausch vor 30 Jahren den eisenharten Verteidiger, dessen Eisenhärte freilich an die von Vogts oder Höttges nie heranreichte und der nur deshalb Berühmtheit erlangte, weil er sich mal während der Balltreterei von einem Köter fotogen in die stramme Wade beißen ließ.
Als Trainer holte er in der Schweizer Nationalliga mit dem FC Luzern je einmal Meisterschaft und Pokal, in der Bundesliga jedoch führte er nur einmal die Frankfurter Eintracht zum Uefa-Cup-Erfolg. 1980 besiegte sein Team im Finale – Borussia Mönchengladbach...
Ausgerechnet mit diesem Klub ist Rausch (58) auf seine alten Tage noch der große Coup gelungen. Kein Meistertitel indes, kein Pokalsieg, kein internationaler Cup. Ganze sechs Spiele hatte Rausch Zeit, Deutschlands vielleicht beliebtesten Verein vor der Zweitklassigkeit zu bewahren. Er schaffte es, obwohl es aussichtslos zu sein schien. Am allerletzten Spieltag. Gelungen ist dem gebürtigen Duisburger dies nicht aufgrund innovativen Trainings oder moderner Spielkultur. Rausch, der schon in der Türkei, Griechenland und den Niederlanden trainierte, hat Erfolg aufgrund seiner Schlichtheit.
Der gelernte Tabakwaren- Kaufmann schwört auf Leute, „die alles geben wie ein Arbeiter, der morgens um fünf am Hochofen schuftet, um seine Familie zu ernähren“. Auf Spieler, die „bis an die Schmerzgrenze“ gehen. Sein Auftreten ist seriös, seine Grammatik gewöhnungsbedürftig.
Was er mag, sind „richtige Männer“. Was er nicht mag, sind „Spieler, die rumlaufen wie Pastorensöhne“. Ganz neue Töne in Gladbach, wo bislang eine eher differenzierte Philosophie gepflegt wurde. Töne aber, die Effenberg und seine Kollegen offensichtlich verstanden, verinnerlicht, umgesetzt haben.
Der Züricher Sport verhöhnte ihn einmal als „Fußball-Darwinisten“. In Gladbach indes wird Friedel Rausch seit Samstag als Volksheld gefeiert. Dort will er in der kommenden Saison mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Sondern höhere Ziele ansteuern. Mit Spielern, die seine Volksnähe mögen, seine Sprache verstehen, seine Philosophie kapieren: „Erfolg ist Fleiß plus Glück.“ Holger Jenrich Sport Seite 18
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