Das Portrait: Ein lernfähiger Militär in Nigeria
■ Olusegun Obasanjo
Nach drei Jahren Haft begnadigt: Ex-Staatschef Olusegun Obasanjo Foto: taz-Archiv
„Eine der wichtigsten Stimmen Afrikas“ nannte Helmut Schmidt den nigerianischen Politiker und Ex- Staatschef Olusegun Obasanjo anläßlich der Verleihung des Menschenrechtspreises der Friedrich-Ebert- Stiftung 1996. Der 63jährige Obasanjo soll nun nach dem Tod des Militärchefs Sani Abacha zusammen mit acht weiteren politischen Gefangenen freigelassen werden und auf seiner Farm in der Nähe der Metropole Lagos unter Hausarrest stehen, wie der neue Machthaber Abubakar am Montag ankündigte.
Weltweites Ansehen genießt der afrikanische Politiker, selbst ein General, aufgrund seines Einsatzes für die Demokratisierung seines eigenen Landes und für die friedliche Lösung anderer Konflikte auf dem Kontinent.
Obasanjo ist der einzige Militärmachthaber in der fast vierzigjährigen Geschichte Nigerias, der freiwillig einer zivilen Regierung die Amtsgeschäfte übergeben hat. Dies tat er nach drei Jahren Herrschaft 1979 und nutzte seine darauffolgende Pensionärszeit, um sich für das Prinzip der „Good Governance“ in Afrika einzusetzen. Dazu gehörte vor allem die Beendigung des angolanischen Bürgerkrieges inklusive eines ehrenvollen Abzugs der kubanischen Soldaten und die Überwindung des Apartheidstaates in Südafrika.
Obasanjo gehörte einer vom Militär 1994 eingesetzten Verfassungskommission an – die er zu einer Art Demokratisierung von oben zu nutzen versuchte. Einen Teil seiner Popularität in Nigeria verlor Obasanjo, als er zur Verhaftung des Wahlsiegers von 1993, Moshood Abiola, kein Wort verlor. Der kranke Abiola harrt weiterhin seiner Freilassung.
Am 13. März 1995 wurden Obasanjo und 43 andere Militärs und Zivilpolitiker verhaftet und des Hochverrats angeklagt. Aufgrund großen internationalen Drucks wurden die angedrohten Todesurteile in Haftstrafen umgewandelt. Obasanjo mußte für 15 Jahre hinter Gitter und wurde von amnesty international als gewaltloser politischer Gefangener adoptiert.
Ein langjähriger Weggefährte Obasanjos kann sich nicht mehr über dessen Freilassung auf Begnadigungsbasis freuen: Der ehemalige Vizepräsident und Mitstreiter bei der Demokratisierung von oben, Schehu Musa Yaradua, starb letzten Dezember im Gefängnis. Volker Michael
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen