Das Portrait: Moderner Manager
■ John Browne
John Browne war der erste Konzernchef aus den alten Schlüsselindustrien, der den Treibhauseffekt ernst nahm. Ein halbes Jahr vor dem Klimagipfel in Kioto 1997 brach der Vorstandschef von British Petroleum (BP) aus der Riege der Blockierer aus. „Es wäre unweise und möglicherweise gefährlich“, die wissenschaftlichen Hinweise zu ignorieren, erklärte Browne – und trat aus der Global Climate Coalition aus, ebenjenem Club der US-Schwerindustrie, der mit aggressiver Lobbyarbeit jeden Klimaschutz sabotiert. BP hingegen war der erste Ölkonzern, der kräftig in Solarzellen investierte. Solch Engagement hinderte Browne nicht daran, BP mit der aggressiven Übernahme des US-Ölkonzerns Amoco dicht an die beiden Spitzenreiter Shell und Exxon/Esso heranzubringen. Bislang galt BP als hoffnungslos abgeschlagen. „Künftig sind wir in der Position, die Standards zu setzen“, verkündete er stolz. Da wird Browne, der sich bei BP in 29 Jahren zum Chef hocharbeitete, gleich bei Amoco anfangen müssen: Denn der ist einer der großen US-amerikanischen Hardliner gegen Klimaschutz.
Brownes Konzern gilt unter britischen Top-Managern als eins der am besten geführten Unternehmen. Der BP- Chef sitzt im Kuratorium des British Museum und wurde dieses Jahr von der Queen zum Ritter geschlagen. Sir John ist sich nicht zu fein, mit Vertretern von Greenpeace zu dinieren. Das hinderte ihn vergangenes Jahr nicht daran, Greenpeace' Vermögen per Gericht einfrieren zu lassen, als Umweltaktivisten neue Ölbohrungen vor der Westküste Schottlands störten. Natürlich geht der Profit vor. So gelang es Browne zusammen mit seinem Vorgänger, BP aus der schweren Schuldenkrise von 1992 wieder herauszubringen. Auch die Investition in Solarenergie gehorcht der Gewinnlogik, schließlich erwartet Browne, der in Cambridge Physik und in Stanford Wirtschaft studierte, daß 2050 die Hälfte der Weltenergieversorgung durch die Sonne gedeckt werden kann.
Für den redegewandten Browne war die Übernahme der „aufregendste Moment“ seiner inzwischen 32 Jahre bei BP. Wahrscheinlich der schönste Moment überhaupt in dem Leben eines arbeitswütigen Mannes, der unverheiratet ist und mit seiner Mutter zusammenlebt. Sie begleitet ihren 50jährigen Sohn sogar bei offiziellen Anlässen. Matthias Urbach
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