Das Portrait: Kämpfer des Panafrikanismus
■ Stokely Carmichael
Stokely Carmichael, der Begründer der Black-Power- Bewegung, ist tot Foto: AP
Bestimmte Worte beschreiben eine ganze Bewegung. 1966 war es, nachdem James Meredith, der erste Afroamerikaner, der je zur Universität von Mississippi zugelassen worden war, von einem Scharfschützen schwer verwundet worden war. Es gehe um „Black Power“, rief der damals 25jährige Schwarzen-Führer Stokely Carmichael aus – ein krasser Gegensatz zur auf Ausgleich bedachten Bürgerbewegung eines Martin Luther King, aus der Carmichael Anfang der 60er Jahre selbst hervorgegangen war.
1967 verfaßte er mit Charles V. Hamilton zusammen das Buch: „Black Power: Die Politik der Befreiung in Amerika“. Darin heißt es: „Die Verfechter von ,Black Power‘ weisen die alten Slogans und die sinnlose Rhetorik der vergangenen Jahre des Bürgerrechtskampfes zurück. Die Sprache von gestern ist tatsächlich irrelevant: Fortschritt, Gewaltfreiheit, Integration, Furcht vor dem ,Weißen Backlash‘, Bündnisse.“ Statt dessen forderten sie, die Schwarzen sollten die eigenen Reihen schließen, bevor sie sich auf eine pluralistische Gesellschaft einlassen könnten.
Es war die Ermordung Martin Luther Kings am 4.April 1968, die Carmichael und große Teile der Schwarzen-Bewegung in ihrer Radikalisierung bestätigte. Carmichael führte Märsche durch Washington an, die in Plünderungen endeten, und nur wenige Tage später zeigte er sich mit einem Gewehr auf der Straße und forderte alle ohne Waffe auf, zu Hause zu bleiben, es werde geschossen werden. Mehrere Tage der Ausschreitungen folgten, zehn Menschen starben, über 1.000 wurden verletzt, über 6.000 verhaftet.
Noch im selben Jahr verließ Carmichael die USA und wanderte nach Guinea aus, wo er den Namen Kwame Ture annahm – zu Ehren Kwame Nkrumahs, der Ghanas Unabhängigkeit von Großbritannien angeführt hatte, und Sekou Toures, der nach Guineas Unabhängigkeit Präsident wurde. Nkrumah wurde später aus Ghana vertrieben und suchte Zuflucht in Guinea, wo er die „All-African People's Revolutionary Party“ gründete – eine Verbindung von Marxismus und Panafrikanismus – der Carmichael/Ture voller Überzeugung beitrat und der er bis zuletzt angehörte.
Der Prostatakrebs, vor zwei Jahren diagnostiziert, zehrte an ihm. Am Sonntag starb Carmichael mit 57 Jahren in Conakry, Guinea. Bernd Pickert
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