piwik no script img

Das PortraitRinger auf Parlamentsparkett

■ J. Dennis Hastert

„Wer ist Denny Hastert?“ ist die Home des Kongreßabgeordneten aus dem US-Bundesstaat Illinois überschrieben. Seit gestern wissen wir es ganz genau: So heißt der neue Sprecher des US-Repräsentantenhauses. Hastert, der bereits seit 1986 als Abgeordneter der Republikaner im Kongreß sitzt, war auf der politischen Bühne Washingtons bisher kaum aufgefallen. Hastert sagt über sich, daß er das Rampenlicht meide und es vorziehe, die Dinge hinter den Kulissen auf den Weg zu bringen. Bei seiner gestrigen Nominierung als Kandidat der Republikaner für das Amt des Parlamentssprechers versprach Hastert, er wolle an die Arbeit gehen, statt lange Worte zu verlieren.

Als Trainer der Ringermannschaft seiner Heimatstadt Yorkville gewann er 1976 die Illinois-Meisterschaft. Seine wichtigste Aufgabe als Kongreßsprecher wird sein, einen Ausgleich zwischen republikanischen und demokratischen Abgeordneten zu erringen. Die beiden Fraktionen sind durch das Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Bill Clinton tief zerstritten. In dieser Situation zogen die Republikaner, die seit den letzten Wahlen nur noch ein knappe Mehrheit im Kongreß besitzen, es vor, als Nachfolger des polarisierenden Newt Gingrich mit dem 57jährigen Hastert einen Mann des Ausgleichs an die Spitze des Hauses zu stellen.

Und so erklärte der frisch nominierte Hastert nach der republikanischen Kandidatenkür die Bereitschaft, sich mit den Demokraten auf halbem Wege zu treffen. Hastert möchte das Vertrauen der US-Bürger wiederherstellen. Das kann nur gelingen, wenn sich beide Parteien in wichtigen Gesetzgebungsverfahren auf einen Kompromiß verständigen können.

Die politischen Schwerpunkte des neuen Sprechers sind rein innenpolitisch: Besondere Anliegen sind ihm die Verbrechens- und Drogenbekämpfung, Reform des Gesundheitswesens und Erziehungspolitik. Auch Engagement in Umweltfragen hält sich der Abgeordnete aus Illinois zugute, so bei der Festsetzung von Werten zur Grundwasserreinhaltung.

Früher habe er Politik und Geschichte unterrichtet, nun, so verkündet der ehemalige High-Schoollehrer stolz, gestalte er beides selbst aktiv mit. In seinem neuen Amt als Sprecher des Kongresses wird er dabei sehr viel häufiger im Scheinwerferlicht stehen, als ihm vielleicht lieb ist. Percy Ehlert

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen