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Das PortraitGefährte einer unbeugsamen Frau

■ Michael Aris

Wenn Journalisten sie in den letzten Jahren nach ihrem Mann und den beiden Söhnen fragten, wehrte Birmas Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi sofort ab: Ihre Familie und ihre persönlichen Gefühle seien tabu. Nur enge Freunde wußten daher, daß Ehemann Michael Aris, Tibet- und Himalaya-Forscher in Oxford, an Prostatakrebs erkrankt war. Erst als mehrere asiatische Regierungen, UNO-Generalsekretär Kofi Annan und der Papst die Militärjunta nicht überreden konnten, dem Kranken die Einreise nach Birma zu gestatten, informierte die Familie vergangene Woche die Medien.

Doch die Hoffnung, der internationale Druck könnte die Militärs dazu bewegen, Aris doch noch ein Visum zu erteilen, blieb unerfüllt. Drei Jahre nachdem er seine Frau zum letzten Mal in Rangun besuchen durfte, starb Aris am Sonnabend morgen in Oxford. Es war sein 53. Geburtstag. Suu Kyi habe die Nachricht „ruhig und gefaßt“ aufgenommen, berichteten Diplomaten, die sie in Rangun aufsuchten, wo sie unter strenger Bewachung lebt. „Ich habe das große Glück gehabt, einen so wunderbaren Ehemann zu haben“, ließ sie erklären. „Das kann niemand mir nehmen.“

Der junge Forscher Aris und die Studentin Suu Kyi hatten 1972 in England geheiratet. Sie folgte ihm nach Bhutan, wo er zeitweise als Tutor der königlichen Familie arbeitete und seine Studien der tibetischen Literatur und des Buddhismus fortsetzte. Als Suu Kyis Mutter 1988 schwer erkrankte, reiste die Tochter nach Rangun, um sie zu pflegen. Seitdem hat sie Birma nicht mehr verlassen. Binnen weniger Monate wurde sie zur prominentesten Rebellin gegen das Militärregime. Aris blieb mit den Kindern in England zurück. 1991 nahm er für sie den Friedensnobelpreis entgegen – wie in den folgenden Jahren Dutzende von Ehrungen für den mutigen demokratischen Kampf seiner Frau. Ihre Reden und Aufsätze veröffentlichte er in dem Buch „Freedom from Fear“. Birmas Generäle machten Suu Kyi wegen ihrer Ehe mit Aris immer wieder zur Zielscheibe dümmlicher und rassistischer Angriffe. Sie sei eine „Marionette des britischen Imperialismus“, ihre Kinder „Bastarde“, schrieben sie. Bis zuletzt hoffte die Junta, sie könne Suu Kyi loswerden. Sie lehnte jedoch jedes Angebot zur Ausreise nach England ab, da sie erwartete, dann nicht wieder einreisen zu können. Jutta Lietsch

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