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Das PortraitSüdafrikas gefallener Poet

■ Mzwakhe Mbuli

Ende der 80er Jahre füllte er ganze Stadien. „Widerstand ist Verteidigung“ rief Mzwakhe Mbuli seinen Fans zu und pries in seinem unverwechselbaren Sprechgesang die Helden, die ihr Leben für die Revolution gaben. Dafür wurde er verehrt. Um so größer war der Schock für viele schwarze Südafrikaner, als der „Volkspoet“ des Befreiungskampfes verhaftet wurde – im „neuen Südafrika“.

Haft ist dem 39jährigen nicht unbekannt, schon die weißen Machthaber hatten ihn mehrmals ins Gefängnis werfen lassen. Nur: Jetzt muß Mbuli 13 Jahre einsitzen – wegen der Beteiligung an einem Banküberfall. Ein tiefer Fall für einen, der noch 1994, bei der Vereidigung des ersten schwarzen Präsidenten, Nelson Mandela, seine Gedichte vortragen durfte. Nach dem Machtwechsel allerdings wurde es stiller um den Poeten. Erst Ende 1997 hörte man wieder von ihm, nach seiner Verhaftung. Der Held war zum Kriminellen geworden – eine Beschäftigung, der auch andere ehemalige Freiheitskämpfer nachgehen. Die Hinweise häufen sich, daß ehemalige Guerillas aus der Untergrundarmee Umkhonto we Sizwe ihren Broterwerb durch Überfälle auf Geldtransporte sichern. Mbuli wurde 1997 in Pretoria in der Nähe einer Bank verhaftet, die gerade überfallen worden war. In seinem BMW fand die Polizei 15.000 Rand und Schußwaffen.

Polizei und Justiz, korrupt, ineffizient und wegen der galoppierenden Kriminalitätsraten unter enormem Druck, wollten hier anscheinend einmal zeigen, was sie können. Mbuli wurde „zweifelsfrei“ identifiziert und schmorte mehr als ein Jahr in Untersuchungshaft. Ein weißer Richter verurteilte ihn schließlich zu 13 Jahren Haft – angesichts des geringen Betrags eine außergewöhnlich harte Strafe. Mbulis Fans sehen ihn als Opfer der „weißen Justiz“.

Auch der Verurteilte selbst betrachtet sich als Opfer einer Verschwörung. Nach seiner Version ist er in eine Falle gelaufen. „Ich bin zu intelligent, um ein Bankräuber zu sein“, rief er seinen Anhängern nach der Verurteilung in dieser Woche zu. Und: „Gott ist auf meiner Seite.“ Die Zeit im Gefängnis hat der Dichter nicht untätig verbracht, bald erscheint eine neue Platte:

„Meine Unterhosen sind heruntergelassen,

meine intimen Körperteile zur Schau gestellt,

Ist das das neue Südafrika?

Ich bin ein einfacher Beweis dafür“.

Kordula Doerfler

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