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Das PortraitSüdafrikas zweiter Mann

■ Jacob Zuma

In der neuen Regierung Südafrikas war er eine der Überraschungen. Daß Nelson Mandelas Nachfolger Thabo Mbeki ihn auf einen wichtigen Posten holen würde, war schon lange klar. Daß Jacob Zuma allerdings Vizepräsident und damit protokollarisch zum zweiten Mann im Staate wurde, überraschte auch im ANC viele. Mbeki wollte der Nationalen Einheit wegen lieber IFP-Chef Mangosuthu Buthelezi auf diesem Posten haben, doch der lehnte einen damit verbundenen Kuhhandel ab und blieb Innenminister.

Zuma ist einer von Mbekis engsten Vertrauten und seit Ende 1997 auch schon sein Stellvertreter im ANC. Außerdem ist er ein Zulu, was für die innere Arithmetik der Regierung wichtig ist. Denn fast alle wichtigen ANC-Leute sind Xhosas aus dem Eastern Cape.

In der Partei ist Zuma populär. Er ist ein verdienter Freiheitskämpfer und ein Selfmademan. Er wuchs als Sohn eines Polizisten im bettelarmen Natal auf und ging nicht zur Schule. Mit siebzehn schloß er sich dem ANC an und wurde zehn Jahre lang auf Robben Island inhaftiert. Dort erst lernte er von anderen Häftlingen lesen und schreiben.

1975 ging Zuma ins Exil und durchlief eine steile ANC-Karriere bis zum Chef von dessen gefürchtetem Geheimdienst. Eine Untersuchungskommission, die Vorwürfe von Folter und Mord in den ANC-Exillagern aufklären sollte, belastete ihn allerdings später. 1990, nach der Wiederzulassung der Befreiungsbewegungen in Südafrika, kehrte Zuma nach Hause zurück. Mandela aber holte nicht ihn, sondern seine damalige Frau Nkosazana Zuma ins Kabinett. Mbeki hat sie jetzt sogar zur Außenministerin gemacht.

Zuma selbst wurde in der Krisenprovinz KwaZulu/Natal gebraucht. Über 15.000 Menschen waren dort seit Mitte der 80er Jahre in den Auseinandersetzungen zwischen ANC und IFP ums Leben gekommen. Noch 1994 war die Situation alles andere als friedlich. Zuma wurde dort ANC-Vorsitzender und saß als Wirtschaftsminister in der Koalition mit der IFP, die dort bis heute die stärkste Partei ist. Daß es zumindest an den Parteispitzen zur Aussöhnung kam, ist auch Zumas Erfolg. Er ist ein geschickter Verhandler, neigt aber dazu, sich zu verzetteln, weil er alles selbst machen möchte. Diese Gefahr droht künftig kaum noch. Mbeki hat das bisherige Büro des Vizepräsidenten aufgelöst und es in sein eigenes integriert. Widerspruch droht Mbeki von Zuma ohnehin nicht. Er gilt als sehr loyal. Kordula Doerfler

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