Das Portrait: Die DVU trägt grünes Kostüm
■ Liane Hesselbarth
Liane Hesselbarth, geschminkter Schutzschild der DVU Foto: AP
Angriffslust blitzt im Aug der Kandidatin. Wenn der Schäferhund über den Hundesportplatz wetzt, gerät Liane Hesselbarth, 37, in prächtige Stimmung: Schneller! Fass! Aus! Die Dame genießt unter brandenburgischen Hundesportlern den ausgezeichneten Ruf: „Scharfe Ausbilderin“.
Gelassenheit blitzt im Aug der Kandidatin. Wenn Linke vor dem Potsdamer Landtagsgebäude „Nazis raus“ brüllen, legt sich Liane Hesselbarth ein süffisantes Lächeln ins Gesicht: Die können mich mal! Die Dame von der DVU, am Sonntag von den Brandenburgern ins Parlament gewählt, ist zufrieden (5,28 Prozent) – „die Chaoten da draußen“ können sie beileibe nicht aus der Fassung bringen.
Wohlig streicht sich Herr Schlundt, DVUler und auch Neuparlamentarier, über den Bauch, wenn er sieht, wie sehr Journalisten Liane Hesselbarth „begehren“. Die Frau sei eben „sehr schön und sehr attraktiv“ – fürwahr: die Taktik der Partei des Münchener Verlegers Gerhard Frey ist aufgegangen. Die DVU rückt am Wahlabend eine zierliche, zerbrechliche Frau im grünen Kostüm, scheinbar harmlos, ins Kamerabild. Angestrebte Wirkung: entwaffnend.
„Entenbraten!“, schwärmt Axel Hesselbarth, Mann und Chef der Brandenburger DVU, durchs Telefon. Eine „gute Köchin“ sei Liane, sie sei „sauber, ordentlich und strebsam“ – mit allen Tugenden, die wohl eine deutsche Frau auszeichnen müssen, scheint Liane Hesselbarth beladen. Sie will sich in der Politik für die „deutschen Mütter“ einsetzen. 1.000 Mark soll jede Rentnerin bekommen, die nachweislich zwei Kinder geboren hat. Sie will sich im Landtag um die Bildung kümmern. Es könne nicht angehen, sagt sie Journalisten, dass Achtklässler in der Realschule in Physik nichts über die größte deutsche Erfindung dieses Jahrhunderts erfahren – „den Otto-Motor“. Hesselbarths haben einen 15-jährigen Sohn – „in der Schule geschätzt wegen seiner Disziplin, seiner Ordnung, seiner Sauberkeit“. Kürzlich erst nahm er an der Jugendweihe teil.
„Konstrukteurin!, technische Zeichnerin!“, kommt Axel Hesselbarth noch einmal ins Schwärmen. An der Planung von Straßenunterführungen hat Liane Hesselbarth zu DDR-Zeiten gesessen. Heute ist ihr Platz in der Baufirma des Mannes und in der DVU, der sie voriges Jahr beigetreten ist. „Schon ihr Vater“, sagt ihr Mann, „ist für die nationale Sache gewesen.“ Jens Rübsam
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