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Das PortraitSozialist als Wahlsieger

■ Tabaré Vásquez

Tabaré Vásquez heißt der Mann, der bei den Präsidentschaftswahlen in Uruguay am Wochenende mit 37, 3 Prozent die meisten Stimmen erhalten hat. Ob der Sozialist tatsächlich Präsident des kleinen südamerikanischen Landes wird, hängt allerdings vom Ausgang einer Stichwahl ab. Da keiner der drei Kandidaten die absolute Mehrheit erreichte, tritt Vásquez am 28. November gegen Jorge Battle von der rechtsliberalen Colorado Partei an, der 31,8 Prozent der Stimmen erhielt. Ex-Präsident Lui Lacalle, der erneut für die konservative Blanco-Partei kandidierte, schied aus dem Rennen aus.

Tabaré Vásquez ist kein Neuling auf dem politischen Parkett Montevideos: Von 1990 bis 1995 war er bereits Bürgermeister der Hauptstadt Montevideo, die seit 1990 vom Frente Amplio regiert wird. Dieses Mitte-links-Bündnis umfasst die sozialistische Partei, die Sozialdemokraten und die „Bewegung für Partizipation“ (MPP), die wiederum von der Guerillabewegung Tupamaros gegründet wurde. Vásquez machte sich as Bürgermeister nicht nur bei den Hauptstädtern sehr beliebt: Als „versöhnlich“ und „tolerant“ wird er oft beschrieben. Obwohl selbst Opfer von Verleumdungskampagnen, geht er auch mit seinen politischen Gegnern fair um. Das wissen viele Uruguayer zu schätzen – schließlich sind fünfzehn Jahre nach Ende der Diktatur nach wie vor tiefe Gräben zwischen Gegnern und Befürwortern der Militärherrscher spürbar.

Vásquez will im Falle seines Wahlsiegs mehr als 200 Millionen Dollar für neue Arbeitsplätze zur Verfügung stellen und die Einkommenssteuer für Reiche erhöhen. Der in Uruguay auch als Krebsspezialist bekannte 58-jährige Arzt hofft, mit einer Nachfrage orientierten Wirtschaftspolitik die lahme Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen und die Arbeitslosenquote von derzeit 10 Prozent zu senken.

Sein Gegner Battle hingegen setzt auf freie Marktwirtschaft und schiebt die Schuld an der schlechten Konjunktur auf die Krisen in den großen Nachbarländern.

„Die wirkliche Wahl“, sagte Vásquez kurz nach Bekanntabe der Ergebnisse, „findet am 28. November zwischen dem geforderten Wandel und der Fortführung einer gescheiterten Politik statt“. Er werde, so der 59-Jährige, in allem „besonnen und schrittweise“ vorgehen, außer „im Kampf gegen die Korruption sowie gegen die Ausgrenzung der armen Bevölkerung“. Mit Vásquez würde zum ersten Mal seit der Diktatur ein Sozialist Präsident in Uruguay. Katharina Koufen

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