Das Portrait: Vom Müller zum Bauriesen
■ Johann Philipp Holzmann (1805 – 1870)
Wie das alles enden wird, hätte sich der hessische Müller Johann Philipp Holzmann nach der vermasselten Revolution von 1848 nicht träumen lassen. Hoffnungsvoll gründete er 1849 in Sprendlingen bei Frankfurt am Main sein Bauunternehmen. Es war von Anfang an auf Größe ausgerichtet, weil Holzmann angeblich einen Riecher für die beginnende Gründerzeit mit ihrem Bauboom hatte. Zunächst arbeitete er an der expandierenden Eisenbahn, dann schon bald in allen Bereichen des Hoch- und Tiefbaus.
1864 übergibt Johann Philipp an seine Söhne Philipp und Wilhelm. Sie gehören schon zu den Großen im Deutschen Reich. Auch unter den Holzmann-Nachfolgern und ab 1917 als Aktiengesellschaft statt als GmbH baut der Holzmann-Konzern: die alte Oper in Fankfurt, das Hamburger Rathaus, den Elbtunnel, die Bagdadbahn und manches andere Großprojekt.
In der Wirtschaftskrise nach dem Ersten Weltkrieg drohte dann wie schon einmal nach Ende des Gründerzeit-Booms massiv die Pleite. Doch der Holzmann-Konzern überlebte die Krise – unter anderem mit Hilfe der Deutschen Bank. Schon seit 1873 arbeitet Holzmann eng mit der Deutschen Bank zusammen – die damals neu gegründeten großen deutschen Bank-Aktiengesellschaften lieferten die Kredite für die Großaufträge. Und mit dem Antritt der Nazis wurde dann ja sowohl Hoch- als auch Tiefbau massiv gefördert – schließlich galt es, mit Autobahnen und Flugplätzen den Krieg vorzubereiten und all die nationalsozialistischen Prachtbauten zu errichten.
Die konzerneigene Chronik allerdings macht von den Jahren 1935 bis 1945 wenig Aufhebens: „1945: Infolge der sich abzeichnenden deutschen Teilung muss sich die Neuorganisation des Unternehmens auf den westlichen Teil Deutschlands beschränken. Im Vordergrund stehen Trümmerbeseitigung und Instandsetzung“, heißt es zum Beispiel lapidar auf der entsprechenden Seite der Firma im Internet.
Etwas anders liest sich das in der Konzernchronik von Manfred Pohl (“Philipp Holzmann, Geschichte eines Bauunternehmens“. Verlag C.H. Beck, 480 Seiten, 58 Mark). Der Holzmann-Konzern baute demnach als einer der großen deutschen Bauträger im ganzen Reich für den Führer. Vom Westwall über das Jagdhaus von Hermann Göring bis zu Fabriken für die Industriegemeinschaft Farben bei Konzentrationslagern. Reiner Metzger
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