■ Das Porträt: Stephan Waldberg
Dreimal schon war Stephan Waldberg in den vergangenen Jahren in die kurdischen Regionen der Türkei gereist. Der gelernte Zierpflanzer aus dem südbadischen Waldkirch studierte die Folgen der blutigen Kämpfe in den kurdischen Dörfern und führte Interviews für Radio Dreyeckland, den Freiburger Alternativsender, für den er seit Jahren arbeitet. Bei diesen Reisen entging dem heute 28jährigen nicht die Allgegenwärtigkeit des türkischen Militärs in Kurdistan. Er erlebte, wie Reisende brutal aus Bussen herausgeholt und abgeführt wurden und hörte sich die Schilderungen türkischer Überfälle auf kurdische ZivilistInnen an. Daß es eines Tages ihn selbst treffen könnte, daran haben Stephan Waldberg und seine FreundInnen von der „Politik- und Kulturgruppe“ in dem heimischen Schwarzwaldstädtchen dennoch nie ernsthaft gedacht. Seine Verhaftung bei seiner vierten Kurdistanreise, die ihn auch in den Nordirak führte, überraschte sie völlig.
Der Südbade, der sein Geld als Lagerarbeiter verdient, war in seinem Heimatort schon als Teenager im selbstverwalteten Jugendzentrum als Vorstandsmitglied und Schriftführer aktiv. Politik verstand er schon damals als „nichts Besonderes“. Über sein Engagement gegen Ausländerfeindlichkeit kam er später mit der Kurdenfrage in Berührung. Während des ersten Golfkriegs lernte er KurdInnen kennen, die als Flüchtlinge nach Südbaden gekommen waren. Waldbergs Aktivitäten wurden durch diese Kontakte immer internationalistischer: Er setzte sich für den Erhalt des Asylrechts und gegen Auslieferungen an die Türkei ein. Ohne selbst Türkisch oder Kurdisch zu sprechen, wurde er zum Ansprechpartner für deutsche Solidaritätsgruppen mit Kurdistan.
Hier Foto-Nr. 26
Foto: Archiv
Bei einer Spendenkampagne sammelte Waldbergs Gruppe 8.000 DM in der 20.000-EinwohnerInnen- Stadt Waldkirch für den Wideraufbau einer zerstörten Krankenstation in der türkisch-kurdischen Stadt Cizre. Bei seiner letzten Türkeireise sollte Waldberg auch die Verwendung dieser Spendengelder vor Ort beobachten.
Jetzt läuft in Waldkirch wieder eine Sammlung. Diesmal geht es um Geld für Stephans Verteidigung. 1.400 DM sind schon zusammengekommen – einen großen Teil davon haben kurdische Flüchtlinge gespendet. Dorothea Hahn
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen