: Das Pferd als Kapitalanlage
■ Todesstürze in Horn: Galoppsport wieder in der Diskussion
Das 124. Deutsche Derby in Hamburg- Horn glänzte in der Öffentlichkeit einmal mehr als Veranstaltung der Superlative, vor allem aber menschlicher Eitelkeiten. Wer beachtet da schon drei Galopp-Pferde, die im Laufe der Derby-Woche den Tod fanden?
In erster Linie die sogenannten „Jagdrennen“ sind es immer wieder, die die Rösser dahinraffen. In so einem Rennen werden die Tiere von ihren Jockeys über 4000 Meter und mehrere mannshohe Hecken und einen Wassergraben getrieben. Durch die lange Strecke, die dadurch entstehende Ermüdung und den übertriebenen Eifer unerfahrener Reiter kommt es gerade in den Jagdrennen oft zu irreparablen Verletzungen der edlen Vierbeiner.
In dieser Derby-Woche starben mit „Meereskunde“, „Ahnherr“ und am Sonntag „Ismir“ gleich drei Pferde. Zwei brachen sich ein Bein, während „Ismir“einen Aortariß erlitt. Alle drei mußten eingeschläfert werden.
Günther Gudert, Geschäftsführer des Derby-Ausrichters Hamburger Renn-Club, sieht keinen Grund, auf diese Art des Kräftevergleichs zwischen den hochgezüchteten Reittieren zu verzichten: „Die Schuld für solche Verletzungen liegt meist beim Reiter, der das Pferd aus Verantwortungslosigkeit zu sehr treibt. Oder er ist zu unerfahren und warnt das Tier nicht rechtzeitig vor dem Sprung.“
Daß viele Pferde für eine derartige Belastung zu jung seien, glaubt Günther Gudert nicht: „In Jagdrennen dürfen Pferde erst ab einem Alter von vier Jahren starten.“ Als ausgewachsen gilt ein Pferd erst im Alter von sechs Jahren.
Im 124.Derby am Sonntag schieden zwei weitere Tiere mit Beinbrüchen aus. Günther Gudert ist stolz darauf, daß das neue Ärzteteam der Horner Renntage diese durch Operationen retten konnten. Glück für die Vollblüter, mit noch mehr Glück brauchen sie künftig keine Rennen mehr laufen, sondern werden in der Zucht eingesetzt.
Welch Geistes Kind (nicht nur) der Galoppsport ist, bewies Gudert unfreiwillig. „Von mir aus bräuchte es keine Jagdrennen mehr zu geben“, sagte er überraschend. Sein Zusatz: „Es wird dort ohnehin weniger gewettet, weil die Zuschauer inzwischen um die Risiken wissen“, wirft doch wieder das rechte Licht auf den Pferdesport von heutte. Das Pferd als Kapitalanlage.
Andreas Hoffmann.
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