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Das Lager- als Kartenhaus

■ Beirat Mitte fordert Rücknahme der Kürzungen / Kahrs „ratlos und kleinmütig“

Der Beirat Mitte fordert von der Kultursenatorin „ein deutliches öffentliches Signal, daß die im Lagerhaus Schildstraße entfalteten Aktivitäten sinnvoll, gewollt und unterstützenswert sind.“ Zweitens will der Beirat „die sofortige Rücknahme der zuletzt vorgenommenen Kürzungsvorhaben“ von 120.000 Mark beim Lagerhaus-Etat. Beides verabschiedete der Beirat bei seiner jüngsten Sitzung mit großer Mehrheit. Beides hat er an diesem Abend nicht bekommen: Kultursenatorin Bringfriede Kahrs (SPD) war zwar gekommen, um sich den versammelten Protest der Ortspolitiker und Lagerhaus-Aktivisten anzuhören – aber mehr auch nicht. Kein Signal für das Kulturzentrum, kein Versprechen auf Rücknahme der drastischen Kürzung. Stattdessen eine politische Bankrotterklärung: „Ich sitze hier durchaus ratlos und kleinmütig; ich kann Ihnen heute abend keine Lösungen anbieten.“

Die Krisensitzung erhielt besondere Brisanz durch die neuerlichen Kürzungsabsichten in der Bremer Soziokulturszene (die taz berichtete). Danach will der Senat das Lagerhaus im laufenden Jahr mit 205.000 Mark weniger unterstützen als bisher. Das entspricht einem Drittel der gesamten Fördersumme, die das Kulturressort zum Kulturzentrum beiträgt. Ein Einschnitt, der das Lagerhaus in seinen Grundfesten erschüttern würde, wie dessen Vertreter der Senatorin zu erklären versuchten.

Fehlen würden den vielen Kulturgruppen des Lagerhauses nämlich nicht nur 205.000 Mark. Nach der Formel „Aus 1 macht 3“, so Lagerhaus-Finanzchef Helmut Plaß, habe man in den vergangenen Jahren für jede Mark an Kultursubventionen zwei weitere Märker erwirtschaftet oder akquiriert. Wenn nun die staatliche „Sockelfinanzierung“ wegfalle, so Plaß, „droht unsere ganze Finanzierung wie ein Kartenhaus zusammenzustürzen“.

Auch ein – von der Senatorin suggerierter – Stellenabbau komme für die Lagerhäusler nicht in Frage. Denn abgebaut wurde in den vergangenen sieben Jahren ohne Unterlaß: 65 Vollzeit-Stellen zählte das Lagerhaus noch 1988; inzwischen versucht man, die Arbeit mit 20 Teilzeit-Stellen zu bewältigen.

Vor diesem Hintergrund rief Kahrs' Bekenntnis, sie wolle im Lagerhaus „vorrangig Inhalte sichern“ – schließlich handele es sich doch um eine Kulturstätte „mit oberzentraler Funktion“ – im Beirat nur verärgertes Kopfschütteln hervor. „Ohne Beschäftigte sind keine Inhalte machbar“, rechnete AfB-Vertreter Schmidt der Senatorin vor. Und Susanne Paas (Grüne) sah die oberste Kulturhüterin bereits als „Tourneesenatorin“ durch die Bürgerhäuser und Kulturläden ziehen, überall Geld- und Ratlosigkeit verbreitend.

In der Tat drängte sich manchem Diskussionsteilnehmer der Eindruck auf, Kahrs' Auftritt habe Methode. Karin Krusche (Grüne) fühlte sich an das Spardrama im Bremer Theater erinnert: Beide Male habe man „erwartet, daß Sie ,Nein' sagen“, zu den Sparauflagen der Regierungs-Koalition nämlich. Als Kahrs dann auch zu späterer Stunde nur ihre allseitige Gesprächsbereitschaft anzubieten hatte, platze auch dem Ortsamtsleiter der Kragen: „Nicht die Spur von politischem Willen, der sich durchsetzt“ – aber genau das, so Robert Bücking, erwarte man von einer Senatorin. tw

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