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Das Konzept der VorkasseZahlen, bis der Arzt kommt

Heute hat Schwarz-Gelb die Gesundheitsreform verabschiedet. Sie könnte auf eine Dreiklassenmedizin hinauslaufen, Versicherte könnten auf Mehrkosten sitzenbleiben.

Schon gezahlt? Bild: mclo / photocase.com

BERLIN taz | Die Arzthelferin wollte nichts hören von ihren nächtlichen Wadenkrämpfen. Auch nicht davon, dass sie wegen der Kinder auf keinen Fall ins Krankenhaus könne. "Welche Krankenkasse?", fragte die Arzthelferin. Und als Sonja Riehmer den Namen einer großen gesetzlichen Krankenversicherung nannte: "Oh. Das sieht ganz schlecht aus."

Angeboten wurde Riehmer, die in Wirklichkeit anders heißt, schließlich ein "erster Untersuchungstermin" zur Mitte des nächsten Quartals. Was knapp vier Monate Wartezeit, Krämpfe inklusive, bedeutet hätte. "In diesem Moment haben mein Mann und ich uns entschlossen, innerhalb unserer Kasse zum Prinzip der Kostenerstattung zu wechseln", sagt Sonja Riehmer. "Zwei Wochen später lag ich unterm Messer."

Das Prinzip Kostenerstattung beschleunigt die Behandlung. Es ist der Versuch, die Finanzierung gesetzlicher Krankenkassen stärker am Vorbild privater Versicherungen auszurichten.

Ein Versuch, den die schwarz-gelbe Koalition heute im Bundestag mit ihrem Gesetz zur Finanzierung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-FinG) beschlossen hat: Wer als gesetzlich Krankenversicherter genug Geld hat, seine Arztrechnung per Vorkasse zahlen zu können, dem werden künftig weitaus attraktivere Angebote gemacht, als das bisher der Fall war. 306 Abgeordnete, praktisch die Fraktionen von Union und FDP, stimmten am Vormittag im Bundestag für diese Reform, 253 dagegen. Eine Zustimmung des Bundesrates ist nicht nötig.

Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) sägt mit dieser Novelle an einem Grundpfeiler der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV): dem Sachleistungsprinzip. Die Opposition spricht von einer drohenden "Dreiklassenmedizin".

Seit 1988 ist die Kostenerstattung in der GKV für freiwillig Versicherte grundsätzlich möglich; seit 2004 haben alle Versicherten die Möglichkeit, die Kostenerstattung zu wählen. Die Versicherten treten dabei in Vorkasse, das heißt, sie bekommen vom Arzt für die jeweilige Behandlung eine Privatrechnung ausgestellt. Diese begleichen sie und reichen sie anschließend bei ihrer gesetzlichen Krankenkasse zwecks Rückerstattung ein. Bislang allerdings nutzen lediglich 0,2 Prozent der 72 Millionen gesetzlich Versicherten die Möglichkeit der Kostenerstattung auf freiwilliger Basis.

Für den Arzt birgt dieses Prinzip der Kostenerstattung Vorteile: Er kann, genau wie bei Privatpatienten, ein weitaus höheres Honorar abrechnen - für ein und dieselbe medizinische Leistung. Die unterschiedliche Bezahlung liegt allein in der privaten beziehungsweise gesetzlichen Gebührenordnung begründet. 2,3- bis 3,5-mal so viel darf der Arzt verlangen, wenn er privat abrechnet - gemessen an dem Honorar, das er bekäme für die exakt gleiche Behandlung "normal" gesetzlich Versicherter.

Also solcher Patienten, die Beiträge zahlen, zum Arzt gehen und die Abrechnung ihrer Kasse überlassen. Das steigert bei einigen Ärzten die Arbeitsmotivation und führt dann häufig, wie im Fall von Sonja Riehmer, zu kürzeren Wartezeiten und besserem Service für die Patienten.

"Die Vorkasse ist eine Mogelpackung", warnt Stefan Etgeton, Fachbereichsleiter Gesundheit bei der Verbraucherzentrale Bundesverband. Weil die Kassen nur den gesetzlich festgelegten Betrag erstatten dürften, die Ärzte aber höher abrechneten, blieben die Patienten oft auf mehr als 50 Prozent der Kosten sitzen.

"Eine Falle", so Etgeton. Sonja Riehmer beispielsweise musste für ihre ambulante Krampfader-Operation 690 Euro bezahlen, erhielt von ihrer Kasse aber nur 300 Euro zurück - so viel, wie der Arzt gegenüber der Kasse nach dem gesetzlichen Leistungskatalog hätte verlangen dürfen.

Die Techniker Krankenkasse (TK), mit mehr als sieben Millionen Versicherten eine der größten gesetzlichen Kassen Deutschlands, erstattet nach eigenen Angaben durchschnittlich sogar nur 36 bis 40 Prozent der eigentlichen Rechnungssumme. "Abgezogen werden ja von uns auch noch die Praxisgebühr, die Arzneimittelzuzahlung und ein Abschlag für die Verwaltungskosten", erläutert eine TK-Sprecherin.

Trotzdem zahlen einige freiwillig im Voraus. "Gesetzlich Versicherte, die beihilfeberechtigt sind, also Beamte, sowie Gutverdiener, die sich einen gewissen Service und privatärztliche Behandlung wünschen und sich eine private Zusatzversicherung leisten, die dann die Differenz zu uns erstattet." Auch Sonja Riehmer hatte sich vorsorglich zusätzlich privat abgesichert, um nicht auf den Kosten sitzen zu bleiben.

Gewisser Service, privatärztliche Behandlung. Eine feine Sache für einen kleinen Club Privilegierter, könnte man meinen. Doch die Bundesregierung hat schon viel weiter geplant. Das Modell der Kostenerstattung soll künftig in großem Stil ausgeweitet und angeboten werden - ausschließlich auf freiwilliger Basis, wie Gesundheitsminister Rösler nicht müde wird zu betonen. Die Ärzte erhalten künftig die Möglichkeit, ihren Patienten das Vorkasse-System quartalsweise anzubieten.

Bislang mussten sich Patienten für mindestens ein Jahr binden. Das schreckte viele ab. Auch wer sich im Rahmen eines besonderen "Wahltarifs" bislang zu dreijähriger Teilnahme an der Vorkasse verpflichtet hatte, erhält neuerdings vereinfachte Kündigungsrechte. Dann beispielsweise, wenn die Kassen zum Ausgleich ihres Defizits Zusatzbeiträge von den Versicherten verlangen.

Die Vorteile der Kostenerstattung erklärt Rösler so: Mehr Transparenz schaffe ein höheres Kostenbewusstsein beim Patienten. Dies befähige ihn dazu, die ärztliche Therapie zu hinterfragen. Hinter der Idee steht der Gedanke, dass Patienten, die beim Arzt die Rechnung zunächst selbst bezahlen müssen, von allein auf überflüssige Arztbesuche verzichten und damit das System entlasten. Dass die meisten Versicherten tatsächlich auf einem Großteil ihrer Kosten sitzen bleiben würden, weil sie sich eine Zusatzversicherung gar nicht leisten können, wird von Schwarz-Gelb in der Debatte gern verschwiegen.

Aber es wird in Kauf genommen und als erzieherische Maßnahme sogar positiv bewertet. Das weiter reichende Ziel dahinter beschrieb der FDP-Politiker Daniel Bahr, heute Staatssekretär im Gesundheitsministerium, bereits 2008 in einer Schrift des Verbands der Privatärztlichen Verrechnungsstellen: "Die Kostenerstattung wird nur dann eine optimale Wirkung entfalten, wenn diese mit sozialverträglichen Selbstbeteiligungsregelungen verbunden wird."

Die Opposition ist empört. "Den Patienten wird suggeriert, sie hätten Kontrolle und Wahlfreiheit", sagt die SPD-Politikerin Carola Reimann, die den Gesundheitsausschuss im Bundestag leitet. In Wahrheit, so Reimann, sei das Verhältnis zwischen Arzt und Patient nie eines "auf Augenhöhe".

Einem Patienten, insbesondere einem schwer kranken, bleibe in der Regel gar nichts anderes übrig, als der Expertise seines Arztes zu vertrauen. Wenn der Arzt dann Druck aufbaue und sage, diesen Termin oder jene ärztliche Leistung gebe es leider nur zum Vorkasse-Tarif, "dann möchte ich den Patienten sehen, der in der Lage ist, sich dagegen erfolgreich zur Wehr zu setzen", sagt Reimann. Es bestehe die Gefahr, dass leistungsschwächere Patienten Untersuchungen verschöben oder ganz auf sie verzichteten.

Tatsächlich soll künftig nicht mehr die Kasse, sondern der Patient die Auseinandersetzung über Rechnungen mit dem Arzt führen. Das aber setzt einen umfassend informierten und durchsetzungsstarken Patienten voraus, der auch im akuten Krankheitsfall eine starke Verhandlungsposition und den Durchblick bewahrt. Unter anderem darüber, ob eine bestimmte Diagnostik oder Therapie erforderlich ist, ob sie wirtschaftlich und nach den Regeln der ärztlichen Kunst erbracht wurde.

Wer dieser Anforderung nicht gewachsen ist, der wird künftig zwar noch medizinisch versorgt. Nur auf welchem Niveau? Sozialverbände, Gewerkschaften, die Opposition und selbst einige Krankenkassen sind davon überzeugt, dass mit der großflächigen Einführung der Vorkasse die Dreiklassenmedizin in Deutschland etabliert wird. Danach wären Privatversicherte Patienten erster Klasse, gefolgt von den gesetzlich Versicherten mit Kostenerstattungstarif.

Am unteren Ende stünde der große Rest der normal gesetzlich Versicherten: Ausgerechnet diejenigen, die ärztliche Versorgung am nötigsten haben - der Zusammenhang zwischen Armut und Lebenserwartung ist nachhaltig belegt. Denn sie versprechen künftig das geringste Honorar und sind damit für Ärzte kaum noch attraktiv.

"Die Kostenerstattung ist eine Zeitbombe, die durch die zukünftige Honorarreform der ärztlichen Vergütung erst ihre Sprengkraft entfalten wird", urteilt Achim Kolanoski, Vorstandsvorsitzender der Krankenkasse Deutsche BKK. Er fürchtet, dass die zukünftige Vertragsverhandlung mit Ärzten und Krankenhäusern immer schwieriger werden wird.

"Der Einfluss der Krankenkassen auf Kostenentwicklung und Qualitätskontrolle wird geschwächt", sagt er. Die Kassen haben keinerlei Einfluss darauf, wer an der Kostenerstattung teilnimmt und wer nicht. Der Patient verhandelt mit seinem Arzt und ist lediglich gehalten, die Kasse über seine Entscheidung in Kenntnis zu setzen.

Derweil können viele niedergelassene Ärzte die Ausweitung der Kostenerstattung kaum erwarten. In ihrem Internetforum facharzt.de debattieren sie seit Wochen ebenso munter wie ungehalten. Um Zugang zu den Diskussionsforen zu haben, benötigt man einen Code, den nur Fachärzte bekommen. In dieser vermeintlichen Sphäre der Sicherheit vor lästigen Patienten wird schon mal die Häme deutlich, mit der mancher Arzt auf seine Klientel blickt. So schreibt eine Ärztin: "Patient kann nicht leisten? Honorar, da muss er sich versichern.

Kann die Rechnung nicht beurteilen? Tja, ich kann meine Autorechnungen auch nicht wirklich beurteilen, da muss ich vertrauen oder eben fragen!" Darauf ein anderer Arzt: "Es wird doch im System beschissen, dass es nur so kracht." Ziffern würden eingegeben, die nicht in der Realität am Patienten erbracht wurden, Untersuchungen gemacht, nur um die Ziffern abzurechnen. Der Arzt: "Ganz ehrlich: Ich rechne mit - initial weniger - Geld nach Einführung der Kostenerstattung. Ich rechne mit mehr Diskussionen mit dem Patienten. Aber ich werde mit einem besseren Gefühl mein Geld verdienen als bisher."

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37 Kommentare

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  • GF
    Gerda Fürch

    Die Beispiele aus den Arzt-Praxen sind wohl an den Haaren herbeigezogen. Ich kann sie nicht nachvollziehen. Meine Hausärztin und meine Fachärzte kann ich mir aussuchen und meine Termine auch. In einem Akutfall werde ich als gesetzlich Versicherte nicht abgewiesen, sondern bevorzugt behandelt. Es sind Ärzte meines Vertrauens, die den Arzteid geschworen haben, diesen ernst nehmen und erfüllen. Sollte ein Arzt seine Haltung ändern, sage ich ihm unmißverständlich meine Meinung, gehe zu einem anderen Arzt und wechsle nicht die gesetzliche Krankenkasse, schon gar nicht zu einer privaten Krankenkasse. Kann ich die Praxisgebühr mal nicht bezahlen, weil ich gerade knapp bei Kasse bin, bezahle ich sie eben im nächsten Monat oder zwei Monate später oder sie wird mir für das eine Quartal erlassen (ist auch schon einmal vorgekommen).

     

    Eine Verauslagung der Behandlungskosten lehne ich ab, weil ich sie gar nicht beurteilen kann und die korrekte Abrechnung und Prüfung der Krankenkasse überlasse.

     

    Die um sich greifenden Zusatzversicherungen, jetzt demnächst auch für die Pflegeversicherung, ist meiner Meinung nach Klientel-Politik der FDP, nämlich für die gesamte private Versicherungswirtschaft. Wie hoch sind denn die Umsätze der Versicherungswirtschaft im Gesundheitswesen? Im Vergleich zur Schweiz oder in anderen europäischen Ländern?

     

    Wenn Ärzte sich zunehmend als "Unternehmer" brüsten und Patienten zunehmend als "Kunden" betrachten, mögen sie bitte ab sofort in ihren Arztpraxen ihre Preislisten und Preise für Zusatzleistungen aushängen oder Preiskataloge verteilen. Diese kann ich dann mit den Preisen anderer Unternehmer-Ärzte vergleichen und abklappern.

  • WK
    Walter Kluck

    Mit Vorkasse und Kostenerstattung sind die Probleme im Gesundheitswesen mit Sicherheit nicht zu lösen. So sind z.B. die Hartz IV-Bezieher einschließlich der Aufstocker überhaupt nicht in der Lage, ärztliche Rechnungen vorzufinanzieren.

    Es würden vermutlich auch ärztliche Leistungen angeboten und in Anspruch genommen, die die Krankenkassen nicht erstatten.

    Praxisgebühr und Zuzahlungen für Medikamente halten schon heute Menschen davon ab, notwendige Behandlungen in Anspruch zu nehmen.

    Ich vertrete die Auffassung, dass ärztliche Leistungen einheitlich vergütet werden sollten, und zwar genauso wie das auch bei der Inanspruchnahme von Leistungen nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz erfolgt. Ob eine Rechtsschutzversicherung besteht oder nicht, spielt dabei genauso wenig eine Rolle wie der Status des Klienten.

    Die Sozialversicherungssysteme gerieten in den zurückliegenden Jahren durch hohe Arbeitslosigkeit und prekäre Beschäftigungsverhältnisse in Schwierigkeiten und nicht etwa durch den demografischen Wandel.

  • C
    Clara

    Rößler und seine FDP-Kumpanen betrachte ich als extrem käuflich.

    Wenn jetzt noch die Zusatzbeiträge für die Pflegeversicherung eingeführt werden, dann ist das gleichsam eine Gelddruckmaschine für die Mafia der Altenabschiebe-, Behindertenabschiebeinstitutionen für die ach so sozialen Sozialverbände.

    Das Märchen von der 'Überalterung' der Bevölkerung - glaubt Genosse Rößler noch selber dran, was er da für Dünn****** daher redet. FDP = menschenverachtend gegenüber denen, die jenseits der FDP ihr Leben leben.

    Clara.

  • KH
    Karin Haertel

    Bekomme ich im Akutfall keinen Termin, dann werde ich meine Krankenkasse anrufen.Sollen die dann fuer einen Termn sorgen. Wofuer bezahlen wir die denn? Entsteht mir gesundeitlicher Schaden durch diese Praktiken oder kommt ein Patient wegen Behandlungsverweigerung zu Tode, duerfen sich Krankenkassen und Roesler schon mal auf eine Klagewelle gefasst machen. Als Kassenpatient wird man wie der letzte Dreck behandelt und diese Reform unterstuetzt diese Machenschaften. Kann ich mir eine Privatbehandlung leisten, dann moechte ich mir auch die Versicherung aussuchen und das duerfte mit Sicherheit keine GKV sein.

  • VS
    von Sorry ich bin bloß Patient ...

    Wo im Himmel gibt es in der freien Wirtschaft ein und diesselbe Leistung, die man je nach Gutdünken mit 2,3 oder 3,5 multiplieren kann und die legal und rechtens ist und obendrein noch einen Abnehmer, sprich Käufer, findet?

    Zitat: Die Vorteile der Kostenerstattung erklärt Rösler so: Mehr Transparenz schaffe ein höheres Kostenbewusstsein beim Patienten.

    Das erste hat mit dem zweiten nicht das Geringste zu tun, eine völlig desolate Argumentation, die verbergen soll, worum es eigentlich geht:

    Um GNADENLOSES ABKASSIEREN einer FDP-Klientel.

  • KL
    Karl-Ludwig Lauers

    "Düstere Aussichten - für die Kranken sowieso, aber auch für Gesunde! - Daher eine Feststellung und eine Frage:

     

    Das Bundesministerium für Gesundheit hat bekanntlich einen Dienstsitz in 53121 Bonn, Am Probsthof 78 a, und einen weiteren Dienstsitz in 10117 Berlin, Wilhelmstraße 49. - Die Kosten für diese Organisation dürften erheblich sein - insgesamt mit "Düsteren Aussichten". Eine Neuordnung im eigenen Haus des Ministerium wäre bereits ein finanzieller Gewinn für die Bürgerinnen und Bürger.

     

    Die FDP kämpft nicht für eine Abschaffung der Mehrwertsteuer für lebensnotwendige Medikamente. - Die Arzneimittelausgaben der "Gesetzlichen Krankenkassen" sind pro Jahr auf mehr als 32 Milliarden Euro - einschließlich 19 % MEHRWERTSTEUER gestiegen. - Meine Frage: "Die Leistungen des Arztes sind nach § 4 UStG nicht mit Mehrwertsteuer belastet. - Aus welchem Grunde gilt diese Regelung nicht für dringend notwendige Medikamente?

  • DK
    Dr. Kirsch

    Dreiklassenmedizin?

     

    Die Zweiklassenmedizin gibt es doch schon. Es gibt die Privatversicherten. Deren Versicherung bezahlt eine Behandlung nach medizinischem Standard auf dem international anerkannten Niveau.

     

    Es gibt die bei den Krankenkassen "Versicherten". Diese sind gar nicht wirklich versichert, denn die Kassen sind eben Kassen. Sie kassieren und bezahlen aber sind keine Versicherungen, denn ein Versicherungsrisiko und ein versicherungstypisches Vorgehen ist ihnen völlig fremd.

    Die kranken Kassen bezahlen nur eine Minimalbehandlung, ausreichend (d.h. eine Leistung kann mangelhaft sein aber entspricht im Großen und Ganzen den Erwartungen) darf sie sein, keine gute Medizin und schon gar keine Spitzenmedizin.

    Wenn Politiker oder Kassenangestellte etwas anderes behaupten lügen sie oder kennen die gesetzlichen Regelungen nicht.

     

    Wenn jemand eine gute Medizin erhält, gar wöchentliche Termin wie @Metropolis, dann bezahlt der Arzt dafür. Die Krankenkassen zahlen 1 - 2 Konsultationen pro Vierteljahr, den Rest erbringt der Arzt aus ärztlichen - ethischen Motiven heraus und nicht weil er einen Gewinn davon hat.

     

    Eine Quittung wäre gegenwärtig eine Möglichkeit, die Kosten gegenwärtig zu beurteilen? Wer das glaubt hat keine Ahnung vom Gesundheitswesen. Was könnte auf der Quittung stehen?

    "Leistung erbracht für 250 Euro - bezahlt wird nach nach 6 Monaten etwa. 30 Euro, wenn keine Strafzahlung anfällt für zu teuer verordnete Medikamente."

    So etwa könnte eine Quittung zusammengefasst aussehen, aber wen würde das klüger machen?

  • DB
    Dr. Braese, Allgemeinarzt

    Ich möchte schon ´mal klarstellen, dass die Kostenerstattung nur von den Fachärzten propagiert wird, während die Hausärzte als erste Ansprechpartner ihrer Patienten weiter wie bisher im sogenannten Sachleistungssystem verbleiben wollen.

    Ansonsten droht -genau wie in dem Artikel beschrieben-, dass wegen der finanziellen Barrieren gerade die am meisten gesundheitlich gefährdete "Unterschicht" einen Arztbesuch meidet oder solange hinausschiebt, bis es zu spät ist.

  • DK
    Die Krankenschwester

    So eine Gesundheitsreform hat VOR- und Nachteile. Es gibt Nutznießer und jene., die sich "umstellen" werden müssen.

     

    Vorteile für die Patienten: Sie sehen Ihren Arzt nach der Behandlung und Rechnungsstellung vielleicht anders..., sie bemerken plötzlich, das auch Sie eine Leistung erbringen müssen, um eine Behandlung zu bekommen.

    Und., sie müssen sich vorher informieren, ob und inwieweit Sie sich die Behandlung "leisten" können.

     

    Das mag nicht immer angenehm sein..aber damit ersparen Sie sich vielleicht auch manch unnötige Leistung.Anbei mag dann die Frage aufkommen..ob der denn auch seine Arbeit gut macht? Und ob die "Verhältnismäßigkeit" stimmt.

     

    In diesem Zusammenhang habe ich schon die "wildesten ERfahrungen" gemacht. So kann ein und diesselbe Leistung schon mal 500% teuer sein. Besonders bei Zahnärzten scheint es mir gewaltige Unterschiede zu geben.

     

    Tja,und ist es nun ein Vor.- oder Nachteil.,das ganze Papierkram....doppelt und dreifach hin-und hergeschoben wird? Schafft es womöglich Arbeitsplätze?

     

    Werden die Ärzte in Zukunft noch mehr Kaufmänner??

     

    Nun,..ein Arzt der gut Arbeit...soll doch auch gut verdienen..., und gut verdienen heißt in Deutschland monatlich über 5000 Euro netto (nach Abzug aller Kosten.., auch der Vorsorge) nach Hause zu bringen ...

     

    Ich bin auch dafür, das grundsätzlich alle Ärzte gut verdienen..- doch ist diese im Grunde nur gerecht, wenn alle Menschen gut verdienen können.., denn da wäre die Dinge ( wie in der Schweiz).auch für alle viel besser bezahlbar.

     

    Wir leisten uns ein gesellschaftlichen Geldmangel..der zur Lähmlung des System in Teilen führt.

     

    Es ist ja ungefähr so.., wie beim Monopoly spielen .Ein Teil der Spieler bekommt von Anfang an 80% des gesamten Geldes und viele Spieler eben nur sehr geringe Beträge.

    ... Diese Mangeldenken muß geändert werden, wenn man wirklich mehr Marktwirtschaft und Marktfluß möchte.

     

    Wenn alle gut verdienen..., ist es nämlich ziemlich egal..., ob man mit Vorkasse oder Nachkasse "arbeitet".

     

    Da wir in Deutschland aber große Einkommensdifferenzen haben.. führt das Röslerische Modelle wieder mehr in ein Dreiklassenmedizin. Denn nicht alle werden sich die vielen neuen Versicherungsen leisten können..bzw. diese ganzen VErsicherungen verstehn können.

     

    Der Arzt sieht den Patienten mehr und mehr als Geldquelle. Er ist ein Kaufmann geworden.

    Reicher Patient = guter Patient.

     

    Abschließend möchte ich noch die Frage aufwerfen.., wer sich in diesem System eigentlich "sozial" schwach benimmt?

  • SI
    Sorry, ich bin auch bloß Arzt

    Sehr schön, dass die taz mal aufgegriffen hat, wie Teile der Ärztinnen und Ärzte in einem Forum wie facharzt.de diskutieren. Wenn man das als - selber Arzt - liest, kann man sich nur schämen. Und zwar richtig!

    Denn man hat den Eindruck, dass sich da diejenigen KollegInnen mal so richtig "auskotzen" (anders kann man es nicht nennen), die sich trotz satter Einkommen (im Vergleich zur Bevölkerung) und bester finanzieller Absicherung (im Vergleich zu jedem anderen Selbstständigen) für die ewig zu kurz gekommenen halten. Und diese selbsternannten Loser mal ein wenig zu outen - gute Idee!

  • DU
    Dr Uwe Blaettner

    Und ewig grüßt das linke Murmeltier

     

    Von wegen "Vorkasse": Wir kennen es ja bis zum Überdruß: Dialektik und Desinformation, es gibt bei uns einfach zu viele Leute, die diese Alliteration besonders gut auswendig eingepaukt haben. Können scheinbar sonst nichts.

    Für die sogenannte sozialogerechte Gesundheitspolitik der Deutschen (nicht viel Unterschied zwischen den Besitzstandswahrern von der SPD, den Anhängern der revolutionierten Institution und der institutionalisierten Revoluhuhuhution der Neo-SED, dem mythomanisch-technophoben reaktionären Blutbodentum der Ökoheuchler, den verdruckten Herzjesukommunisten aus dem Süden, bei denen der Innere Kreuth-Parteitag nie mehr aufhört, und den selbstbegünstigenden Geldscheffler-Calvinisten aus Ostwestfalen-Lippe ) gilt:

    Immer wieder entsteht der gleiche bleierne Überdruß, wenn man von sich selbst für hochethisch, sublim und genial und wohl alle anderen für debil haltenden Meinungsbildhauern kalt für warm, hungrig für satt, schwarz für rot oder grün, Gefängnis für Freiheit und monopolkapitalistisch für sozialgerecht verkauft bekommt.

     

    Das ist alles Mögliche, nur nirgendwo gerecht, fair oder ethisch hochwertig.

     

    Wie in der DDR und im evangelikalen Amerika:

     

    die triste Spießigkeit der organisierten Unwahrheit, die nicht enden wollende Sonntags-Kanzellüge.

     

    Eine Endlosschleife von Gutmenschen-Groundhog day.

     

    Berlin heute: Deutsche Deprimierende Republik

    (danke, Maxim Biller)

     

    Leute, eßt Euren Brei alleene.

  • DU
    Dr Uwe Blaettner

    Von wegen "Vorkasse". Dialektik und Desinformation, es gibt Leute, die diese Alliteration besonders gut auswendig eingepaukt haben.

    Für die sogenannte sozialogerechte Gesundheitspolitik der deutschen Gutmenschen (nicht viel um zwischen den Besitzstandswahrern von der SPD, den Anhängern der revolutionierten Institution und der institutionalisierten Revoluhuhuhution der Neo-SED, dem sozialoiden reaktionären Blutbodentum der Ökoheuchler und den verdruckten Herzjesukommunisten aus dem Süden) gilt:

    Immer wieder entsteht der gleiche Überdruß, wenn man von sich selbst für genial und wohl alle anderen für debil haltenden Meinungsbildhauern kalt für warm, hungrig für satt, schwarz für weiß und monopolkapitalistisch für sozialgerecht verkauft bekommt.

     

    Wie in der DDR: die triste Spießigkeit der organisierten Unwahrheit

     

    Die Berliner Republik: Deutsche Deprimierende Republik

    (danke, Maxim Biller)

  • DU
    Dr Uwe Blaettner

    Was mich bei der Betrachtung der deutschen Gutmenschen jeder Couleur, ob rot, grün oder "christsozial" immer am meisten fasziniert: wie sie ihre raison d'etre vor sich selbst und ihren Lieben rechtfertigen (vor den Fremden ist das ja, das (zu-)gehörige Maß Überheblichkeit zugrundegelegt, nicht so schwierig). d.h., was sie fühlen, wenn sie mit sich allein sind, in der Früh' vor dem Rasier- oder Makeupspiegel oder abends beim Einschlafen oder, sofern sie überhaupt welche haben, beim innigen Blick in die Augen ihrer Kinder oder Partner.

    Also, ich bekäme da einen derartig überwältigenden Selbstüberdruß, daß ich ehrlich an mich halten müßte, um nicht ernsthaft das Harakiri zu erwägen- manchmal evtl. bei solchen Individuen ein sogar wünschenswerter Reflex: vielleicht folgt ja vor dem Strick die Läuterung.

    Aber wir haben gelernt, daß der Tierpark unseres Herrgotts die seltsamsten Lebensformen hervorbringt - die zugehörige Wissenschaft heißt wohl vergleichende Opportunismus-Anthropologie.

    Was mich brennend interessiert: stimmt mein Vorurteil, daß diese Form von ethisch-religiös verbrämtem Parasitismus bei den Langschädeligen, Blauäugigen und Miesen aus Nordmitteleuropa und Nordamerika besonders häufig vorkommt und wenn ja, warum?

    Psycho-sozio-religio-politischer Lemmingismus, weil wir einfach seit Jahrhunderten zu viele auf engstem Raum sind?

    Genetisch bedingte Dummheit, die germanische Freakshow?

    Jahrhundertealte Fehlsozialisation: "an unsrem Wesen soll die Welt genesen"?

    Meiner Meinung nach von allem etwas.

    Nur nichts religiös oder ethisch Hochwertiges.

  • DU
    Dr. Uwe Blaettner

    Schluss jetzt! Wer hat denn den Verrat von Patient und Arzt an die Krankheitsgewinnler-Bonzen erfunden?

    Nein, das organisierte Gesundheitsverbrechen ("Gesundheitsfonds"), auf das Rot, Schwarz und Grün zusammen mit dubiosen "Stiftungen" (beliebte Organisationsform mafiöser Vereinigungen) das copyright haben, ist natürlich nicht verfassungswidrig.

    Nein, es ist auch nie und nimmer elementarrechtswidrig.

    Nein, es ist auch kein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

    Es ist "sozial-gerecht".

    Wenn wir uns eines Tages des Brechreizes, den die politischen Lügen der Berliner Republik hervorrufen, nicht mehr erwehren können, überlebt in Deutschland nur noch, wer mindestens 1500 Meter über dem Meeresspiegel lebt; der Rest wird überspült von einem riesenhaften Vomitus-Tsunami.

  • DU
    Dr Uwe Blaettner

    Das Beste an Kostenerstattung nach Direktabrechnung:

    der ganze parasitäre Sektor im Gesundheitswesen wird überflüssig: keine Bürokratur mehr, weg mit den Funktionären. Das Geld 'rein in die Medizin; für die Patienten und an die Ärzte.

    Und keine abartige Wertschöpfung mehr am Patienten wie in der letzten rotschwarzgrünen Gesundheitsreform mit Gesundheitsfonds vorgesehen. Das Paradies auf Erden.

  • 1
    1j2m

    Wozu überhaupt eine Versicherungspflicht? Wenn nur noch behandelt wird wenn 50 bis 60 % der Rechnung nicht von der Kasse übernommen werden. Jetzt verstehe ich die Amerikaner, dass sie eine Pflicht zur Krankenversicherung nicht gerecht finden.

  • EA
    Eberhardt, Arzt

    "Vorkasse" zahlen wir schon lange. Auf 153.000 niedergelassene Ärzte (Quelle: http://www.kbv.de/24854.html) kommen 170.000 Kassenmitarbeiter. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Wozu führt das?

    An jedem 1. des Monats kassieren die Krankenkassen einen festen Betrag von unseren Konten (Vorkasse). Anstatt dieses Geld ordentlich zu verwalten und damit unsere Ärzte zu bezahlen, veruntreuen die Kasse dieses Geld, indem sie erst einmal die eigenen Vorstände göttlich alimentiert, dann 170000 Kassenmitarbeiter samt Arbeitsplatz, dann eine ungenannte Zahl an "Medizinischen Diensten der Krankemkasse" und dann irgendwann auch die Ärzte. Und zwar mit dem Geld, was dann noch übrig ist, und auch das erst nach etwa 6 Monaten.

     

    Die Kassen haben mit den Ärzten eine Gebührenordnung für die gesetzlich Versicherten ausgehandelt (Einheitlicher Gebührenmaßstab, EBM). Sie bezahlen aber nicht die darin niedergelegten Gebühren, sondern Pauschalen, die teilweise unter 1/3 der Gebühren liegen. Kassenärzte, die sich kollektiv weigern, zu dieser Flatrate zu arbeiten, werden vom Gesetzgeber dazu gezwungen!! (§ 95b SGb5, sogenannter Ächtungsparagraph) (http://www.gesetze-im-internet.de/sgb_5/__95b.html)

    Kostenerstattung wird diese Mißstände aufdecken, weil

    1) Die Patienten endlich sehen können, dass die Arztrechnung für eine einstündige Beratung nach Gebührenordnung niedriger ausfällt, als für eien Ölwechsel am Auto.

    2) Die Arztrechnung für eine Impfung beim Menschen nach Gebührenordnung etwa halb so hoch ist, wie die für eine Impfung beim Haushund.

    3) Wie viel vom eigenen Kassenbeitrag der wirklichen Gesundheitsversorgung zugute kommt.

    4) Welche Krankenkasse die Beiträge für Paläste, Wellnessreisen, Hochglanzprospekte und Verwaltungsausgaben veruntreut und welche nicht.

    5) Welcher Arzt unverschämte Rechnungen schreibt.

     

    Punkt 4 und 5 führen zu einer Bereinigung des Marktes zugunsten der seriösen Ärzte und der seriösen Kassen.

  • K
    Kobold

    @Metropolois

    Das sehen sie sicher richtig, dass der chronisch Kranke der Verlierer des Systems ist - allerdings nicht der der Kostenerstattung, sondern der des aktuellen Schleistungsprinzips. Aktuell wird dem Arzt für ihre Behandlung eine Pauschale für ein Quartal zur Verfügung gestellt (je nach Fachrichtung 20-40 Euro). Beim Erstkontakt ist diese Summe in der Regel bereits "verbraucht". Jeden weiteren Besuch beim Arzt bekommt dieser nicht vergütet! Finden sie das gut? Wundern sie sich, dass der Arzt nicht mehr motiviert ist? Ist der Arzt daran schuld? Gerade die Kostenerstattung würden solche Benachteiligungen von chronisch Kranken und deren behandelnden Ärzten aufdecken! Es geht nicht um Mehreinnahmen, sondern um Transparenz!

    Und ist es so schwer zu begreifen, dass Vorkasse bedeutet, etwas zu bezahlen bevor man die Ware/Dienstleistung erhält und mit Kostenerstattung aber auch gar nichts zu tun hat?

    Kostenerstattung fürchten nur die, die etwas zu verbergen haben.

  • G
    glockenpeter

    Da wird mir ja speiübel!

     

    Wie sollen denn Studenten, HartzIV-Empfänger, Geringverdiener, Großfamilien und andere an dieser möglichen Vergünstigung teilhaben???

     

    Absurd. Wenn ich dann an einem solchen Programm teilnehme, kann ich dann zum Arzt meines Vertrauens immer einen selbstgeschriebenen Wisch mitnehmen, in dem der Arzt mir vor der Behandlung bescheinigt, dass er nicht mehr als die Preise verlangt, die die Kasse dann auch erstatten wird?

     

    Da freue ich mich auf die vertrauensvolle und heimelige Atmosphäre!

     

    Die Freiheit der Liberalen kann in Zukunft nur der genießen, der sich einen Sekretär leisten kann, der ihm diesen ganzen absurden Papierkram erledigt.

     

    Anstatt, dass sie den Moloch an 350 verschiedenen Krankenkassen auflösen, dessen Verwaltung der 50%(!!!) aller Krankenkassenbeiträge frisst, legen sie das auf den Bürger um.

     

    Ich bin kein Sozialist. Aber wenn es schon bestimmte festgelegte Honorare gibt, wozu brauchen wir dann bei den Kassen einen Wettbewerb?

     

    Ich bin für eine Krankenkasse für alle. Das würde die Verwaltungskosten wahrscheinlich um 50-70 reduzieren.

     

    Herrgottsakra! Da kanntst di ja aufrega!

  • SI
    Sorry ich bin bloß Arzt

    Die Politik (wie auch die TAZ) gaukelt dem Leser in unwürdiger und polemischer Weise vor, Patienten müßten VORKASSE leisten.

     

    In jeder Geschäftsbeziehung für Dienstleistungen ist es üblich eine Ware nach dem Erhalt zu bezahlen. Das gilt beim Bäcker, beim Autohändler, im Mediamarkt oder beim Klempner auch.

     

    In Frankreich bezahlt jeder Patient bei jedem Arztbesuch seine rund 25 bis 40 Euro, reicht die Rechnung bei der Kasse ein und bekommt knapp dreiviertel davon zurück. Den Rest kann (muß er aber nicht) über eine sogenannte Restkostenversicherung (mutuelle) für kleines Geld auch versichern lassen. Das sollte für die rund 5 Arztbesuche im Jahr genügen.

     

    Warum dieses Kostenerstattungsprinzip nicht auch in Deutschland funktionieren sollte, hat mit parteipolitischen Interessen zu tun.

    Sozial Schwache zahlen übrigens in F nichts! Nichts. Null.

     

    Einen Großhändler "Kassenärztliche Vereinigung" gibt es in F nicht.

     

    Leider ist man in D Vollkasko gewöhnt; wer das will, darf sich über Kostensteigerungen nicht wundern.

  • M
    Metropolis

    Mir wird schlecht, wenn ich all die Kommentare hier lese. Mit welch' überheblicher Arroganz doch über andere Menschen geurteilt wird. Das Fazit hieraus scheint, dass Menschen wie ich, die chronisch krank sind und nahezu jede Woche einen Arzttermin haben einfach mal eben Pech haben. Ich habe mir die Krankheit nicht ausgesucht, ich gehe auch nicht aus purer Langeweile zum Arzt... "überflüssige" Arzttermine gibt es bei mir schon gar nicht und da ich obendrein auch noch Geringverdiener bin, werde ich nach diesem Modell immer den kürzeren ziehen. Es ist ein System, das darauf hinausläuft, dass diejenigen, die die Hilfe am meisten benötigen, sie am wenigsten bekommen werden. Entweder sie scheiden dadurch verfrüht aus dem Leben aus und kosten somit gar nichts mehr oder bestimmte Krankheiten werden verschleppt und im schlimmsten Fall am Ende richtig teuer. Teurer als es bei einer vernünftigen und vor allem rechtzeitigen Behandlung der Fall gewesen wäre.

    Aber Einzelschicksale haben für die Bilanz am Ende ja keinerlei Relevanz.

  • I
    IRR

    Mich würde interessieren, was der Mensch, der den speziellen Tarif aufwählt, an der Versicherung sparen kann. Bezahlt er dann im Monat weniger Beitrag oder bekommt er einen Bonus, wenn er die Rechnung im Voraus zahlt? Und warum zahlt er immer noch eine Praxisgebühr, wenn die Rechnung nach der Gebührenordnung für Privatpatienten abgerechnet wird?

  • DH
    Dr. Hans-Ulrich Jabs

    @ an Alice

    Haben Sie sich schon mal Gedanken darüber gemacht, wo Ihre Krankenversicherungsbeiträge landen? Es sind keine Versicherungsbeiträge, sondern Zwangskassenbeiträge, mit denen Politik und gesetzliche Kassen nach Gutsherrenart jonglieren. Mal wird die Arbeitslosenversicherung bedient, dann Löcher in der Rentenkasse gestopft. Rauchen für die Gesundheit, dann für die Umwelt, je nach politischer Wetterlage.

    Wenn endlich Transparenz in den Moloch Gesetzliche Krankenkasse käme, wäre schnell klar, dass genug Geld im System zur ausreichenden Versorgung der Bürger vorhanden ist. Aber 170 Krankenkassen mit jeweils mehreren Vorständen und je einen Sachbearbeiter für 2 Ärzte wollen bezahlt werden. Am Ende überweisen die Kassen für die hausärztliche Versorgung eines Patienten für 3 Monate 32 Euro incl.aller Untersuchungen. Die Politik verweist darauf, dass 1 Milliarde Euro zusätzlich für das "Hohnorar" der Ärzte zur Verfügung gestellt wird. Offensichtlich werden die Bürger von der Politik und den Kassen für doof verkauft. Einfache Rechnung: 1 Millarde Euro dividiert durch 140.000 Ärzte dividiert durch 12 Monate. Der Betrag für 1000 zu versorgende Patienten bedeutet: wieviel pro Patient? Diese politischen Lügen müssen ein Ende haben. Und die Verschwendung von Milliarden Euro Zwangsbeiträgen für überflüssige Gesundheitskarten und IT-Projekte muss aufhören und die Verantwortlichen für diesen Schwachsinn müssen zur Verantwortung gezogen werden. Es ist aller höchste Zeit für einen Volksaufstand Gesundheit 21!

  • N
    Nessie

    Es ist nicht so, dass bei Kostenerstattung das 2,3fache oder 3,5fache eines "Krankenkassensatzes" abgerechnet wird. Vielmehr gibt es zwei getrennte Listen als Berechnungsgrundlage: den BEMA für die Kassensätze, die GOÄ für die Private Abrechnung. In der Regel kommt man mit der 2,3fachen GOÄ-Abrechnung ungefähr beim entsprechenden BEMA-Satz an.

  • J
    Julien

    Ich kann das nur bestätigen. Ich wohne seit 12 Jahren in der Schweiz und kann diesen unbeinflussbaren Unwillen nicht verstehen, das Schweizer Modell nicht zumindest in Grundzügen als Inspiration zu nutzen. Gesundheit kostet Geld und diese "Vollkasko-Mentalität" in Deutschland ist schlicht nicht finanzierbar. Solide Grundversorgung für alle und wer mehr will, soll dafür eben auch entsprechend dazuzahlen. Die Welt besteht nicht aus Chefärzten und Sonderbehandlungen und wer unterschiedliche Kategorien beim Bahnfahren und im Fussballstation akzeptiert sollte diesen Zusammenhang auch im Gesundheitssystem durchblicken.

  • A
    Alice

    an Dr. Jabs:

    So einfach, wie Sie das darstellen, ist das wohl nicht. Denn Fakt scheint doch zu sein, dass im Falle der Vorkasse der Arzt einen anderen Gebührenkatalog anwenden kann, als bei der gesetzlichen Krankenkasse. Das wird er wohl in aller Regel auch tun. Der Patient bekommt aber nur den Betrag zurück, den die GKV sowieso bezahlt hätte. HartzIV-Empfänger bekommen vielleicht Beihilfen, für Gutverdienende mag das auch kein Thema sein. Aber was ist mit den Menschen (und das ist sicher nicht der kleinste Teil der Bevölkerung), die immer eben so klar kommen, für die an allen Ecken und Enden ständig alles teurer wird? Eine Zusatzversicherung zu einer Zusatzversicherung, die ich z.B. schon habe, aber sowas nicht übernimmt, kann sich auch nicht jeder leisten. Den Differenzbetrag zur Arztrechnung schon gar nicht. Also gehen doch genau diese Leute gar nicht mehr zum Arzt, es sei denn, sie pfeifen aus dem letzten Loch. Krankheiten werden nicht früh genug erkannt, andere vielleicht verschleppt. Die Menschen, denen die Sonne eh überall raus scheint, können natürlich leichtfertig urteilen. Man möge sich aber vielleicht mal in die Lage Anderer versetzen. Das nennt man dann Empathie. Übrigens verschweigen Sie, dass Sie durch die höheren Gebühren, die sie durch die Vorkasse in Rechnung stellen können, um Einiges mehr verdienen werden. Das freut mich für Sie ! Aber sich derart arrogant über die Benachteiligten zu stellen, finde ich in dieser Situation unpassend.

  • E
    Endru

    Wenn ein Hausarzt für die Behandlung eines GKV-Patienten eine maximale Vergütung in der Größenordnung von 10€ monatlich erhält, darf sich niemand wundern, wenn er auch nur entsprechende Leistungen bekommt. Die Frage warum die GKV so schlecht zahlt und wo die vielen Milliarden bleiben, ist nicht an die Ärzte sondern an Kassen und Politik zu stellen. Kostenerstattung ist in diesem Sinne nur Notwehr.

  • T
    tazitus

    @ Dr. Hans-Ulrich Jabs:

    "Restkostenversicherung." Jepp

  • W
    Willimann

    Ich verstehe die Aufregung auch nicht. Nirgendwo auf der Welt ist es möglich auf Kosten der Allgemeinheit sich auch noch mit 80 ohne Zuzahlung eine neue Hüfte für ca. 20000 Euro zu gönnen! Vorkasse ist deswegen prima, weil dann jeder endlich merkt, wie teuer Medikamente sind und dass man eine Packung nach einer Tablette die man genommen hat, nicht wegschmeissen darf! Wie das unsere Rentner machen! In Frankreich funktioniert das schon lange und prima. Hat vor allem dazu geführt, dass bestimmte Medikamente die sauteuer sind aber nichts helfen von den Krankenkassen nicht mehr erstattet werden - der Apotheker sagt das auch ganz klar zu jedem FRanzosen: Monsieur das zahlt die KK aber nicht! Solche Worte habe ich in Deutschland noch nie gehört. Grad lustig ists wenn der Rentner eine Plasitktüte im Gegenwert von 200 Euro aus des Apotheke schleppt und nur 5 Euro zahlen muss!

  • M
    Marita

    Es stimmt: die allgemeinverständliche Patientenquittung wäre eine feine Sache. Bleibt alles zwischen der Kasse und dem Arzt, wo ist dann die Kontrolle? Vertrauen ist gut, aber...

     

    Die eigentliche Krux ist jedoch der unterschiedliche Gebührenrahmen für Privat/Vorkasse und Kassenpatient. Das muss weg!

    Selbst wenn ein Arzt sich gut und fair verhalten will - wenn es um so viel mehr oder weniger Geld geht, wer kann da schon eine gerade Linie fahren und seine Patienten wirklich gleich behandeln? Wieviel Idealismus will die Regierung von unseren Ärzten verlangen?

  • RM
    Rainer Meyer

    Den Artikel von Heike Haarhoff habe ich mit Interesse gelesen und dazu einen Blogbeitrag geschrieben:

    http://www.dir-info.de/nachrichten/gesundheit/vorkasse-bei-der-krankenkasse-bleibt-umstritten-2010991

     

    Ich bezweifele, dass es generell von Vorteil ist, eine bevorzugte Behandlung beim Arztbesuch zu bekommen. Denn wie ökonomisch klar nachgewiesen werden kann führt eine bevorzugte Behandlung zu mehr Leistungsangeboten. Ob diese Mehrleistungen (im Falle des Gesundheitswesen mehr Diagnose und mehr Therapie) hilfreich ist, müsste noch gesondert untersucht werden. Viele gesundheitliche Probleme verschwinden von selbst, wenn man nur zuwartet. Dann hätten diejenigen partiellen Vorteil, die länger warten müssten.

     

    Der von Heike Haarhoff beschriebene Fall mag so passiert sein, aber klingt nicht unbedingt typisch. Wenn nämlich ein akutes Problem vorliegt, dann brauche ich als Patient auch akute Hilfestellung. Dieses akute Problem muss ich aber in den Kommunikationsprozess mit dem Arzt und seinen Mitarbeitern einbringen. Gehen diese nicht darauf ein, dann sollte man darauf reagieren. Aus meiner Sicht nicht mit einer besseren Vergütungsangebot, sondern mit einem Wechsel des Leistungsträgers.

  • DH
    Dr. Hans-Ulrich Jabs

    Auch wenn die TAZ es gebetmühlenartig wiederholt, VORKASSE bedeutet, ich bezahle im Voraus! Wenn ein Patient eine Rechnung bekommt mit Zahlungsziel und diese Rechnung bei seiner Kasse rechtzeitig einreicht und die Bearbeitungszeit der Kassen nicht 14 Tage übersteigt, dann bezahlt der Patient den Arzt mit dem erstatteten Geld. Wenn der Behandlung die amtliche Gebührenordnung GOÄ zugrunde liegt, dann hat der Patient die Möglichkeit, eine Restkostenversicherung abzuschließen. Das funktioniert überall auf der Welt, aber offensichtlich nicht in Deutschland. Für Hartz IV Sozialempfänger ist eine Sachleistung in Form von Bezugsscheinen menschenunwürdig, aber für 90% der Bevölkerung sind Sachleistungen der Krankenkassen die Regel.

    Aber es leuchtet den meisten Patienten ein, dass zu einem Sozialsatz von 32 Euro/Quartal im Bereich der GKV auch nur eine Behandlung nach dem Sozialgesetzbuch V möglich ist - ausreichend (kommt vor mangelhaft), notwendig (die Not wenden), wirtschaftlich (=billig) und zweckmäßig (der Zweck heiligt die Mittel).

  • D
    drusus

    ich denke beim nächsten wahlkampf sollte man mindestens über die FDP wahlstände herfallen und die leute dort zur rede stellen. eine unmöglichere partei als die aktuelle FDP war vermutlich noch nie in der regierung. das traurige: den FDP "Granden" kann der unmut egal sein - sie sichern sich ja gerade ihre beraterposten in der privatwirtschaft (ich nehme wetten an, dass rösler in der pharmawirtschaft unterkommt)

  • P
    pekerst

    "Es könnte auf eine Dreiklassenmedizin hinauslaufen, Versicherte auf Mehrkosten sitzenbleiben." - So, so, "VeRsicherte könnte auf Mehrkosten sitzenbleiben"? Welche ist das denn?

  • R
    Rod

    Es ist frei erfunden, dass man als Privatversicherter Vorkasse leisten muss. Bei privaten Krankenversicherungen funktioniert das genau so:

    1. Arzt stellt Rechnung.

    2. Patient reicht Rechnung ein.

    3. Privatkasse zahlt die vertraglich festgelegte Leistung.

    4. Patient überweist an den Arzt.

    Zu keiner Zeit muss ich als Privatpatient Vorkasse leisten!

     

    Es gibt allenfalls die Möglichkeit, dass ich einen Selbstbehalt pro Kalenderjahr vereinbart habe, um Beiträge zu sparen. Das heißt, dass ich z.B. im Kalenderjahr die ersten 600 Euro selbst bezahle und alles was über 600 Euro hinausgeht zahlt die Krankenversicherung. Zusätzlich bekomme ich eine Beitragsrückerstattung von einem Monatsbeitrag, wenn ich in einem Kalenderjahr keine Rechnungen einreiche. Das staffelt sich jedes Jahr, bis zu 3 Kalenderjahren. Im zweiten Kalenderjahr ohne eingereichte Rechnung bekomme ich 2 und im dritten Jahr sogar 3,5 Monatsbeiträge von der Privatversicherung zurück.

    Und diese Beitragsrückerstattung ist der einzige Grund, warum Privatversicherte mit dem Einreichen von Arztrechnungen bis zu Jahresende warten. Insbesondere junge Leute, die sich maximal die Zähne kontrollieren lassen, oder mal wegen einem Schnupfen zum Arzt gehen schöpfen den Selbstbehalt sowieso nicht aus. Also reichen sie keine Rechnungen ein und bekommen Beiträge zurückerstattet.

     

    Wenn bei einem Patienten klar ist, dass er seinen Selbstbehalt ausschöpft, z.B. bei einem Krankenhausaufenthalt, dann reicht dieser seine Rechnungen sofort ein und bekommt sofort die Beträge überwiesen.

     

    Aber es ist eine krasse Lüge zu behaupten, dass Privatversicherte Vorkasse leisten. Private Krankenversicherungen zahlen eingereichte Rechnungen sofort aus!

     

    Was ich jedoch sehr oft als Versicherungsmakler erlebt habe ist, dass Ärzte bei der Kassenabrechnung betrügen. So hatte ich öfters Kunden, bei denen nur eine Warze aus dem Ohr gestanzt wurde, bei der Arztanfrage aber gemeldet wurde, dass nach den Unterlagen des Arztes das komplette Ohr amputiert worden sei.

     

    Die Verpflichtung der Ärzte eine Patientenquittung in deutscher Sprache ohne Abkürzungen auszustellen würde helfen viele Kosten, die durch Abrechnungsbetrug entstehen einzusparen.

     

    Dieses neue Gesundheitssystem stellt für mich eher eine Art "Euthanasie für Arme" dar. Wer arm ist und noch arbeiten kann wird ausgequetscht wie eine Orange, wer arm ist und nicht mehr arbeiten kann lässt man zugrunde gehen, indem man notwendige medizinische Versorgung vorenthält, oder zeitlich zu hinauszögert, dass der Patient zwischenzeitlich möglicherweise verstirbt. Für Land, das sich als zivilisiert bezeichnet ein Armutszeugnis.

  • S
    sontag

    Ich halte die Kostenerstattung ohnehin für eine Totgeburt: Wer in so viel verdient, dass er in Vorleistung gehen kann, kann sich in der Regel auch privat versichern.

  • M
    Martin

    Ich verstehe die Aufregung nicht. Bei unseren Nachbarn in der Schweiz funktioniert das System doch hervorragend . Jahresfranchisen, Selbstbehalt und Vorauszahlung haben dort nicht zu einer drastisch schlechteren Krankenversorgungslage sondern zu mehr Transparenz geführt.