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„Das Kondom ist keine Wunderwaffe“

■ Beim Vertrieb von Kondomen sind in Afrika unkonventionelle Lösungen gefragt

„Reden Sie mit ihrer Familie über Aids... sie müssen Bescheid wissen“, steht in englischer Sprache auf einem bunten Plakat, das eine diskutierende afrikanische Familie zeigt. Ein anderes zeigt einen jungen Mann, der in einer Bar eine junge Frau anspricht. „Vermeiden Sie Sex mit häufig wechselnden Partnern ... um AIDS vorzubeugen“, lautet die Botschaft.

Beim Versuch, die Ausbreitung der Immunschwächekrankheit Aids auf dem afrikanischen Kontinent aufzuhalten, setzen nationale Aids-Programme vor allem auf Sexualaufklärung. „Da in 95 Prozent der Fälle der HIV-Virus durch sexuelle Kontakte übertragen wird, müssen Aufklärungskampagnen auf eine Änderung des Sexualverhaltens abzielen“, so Peter Weis von der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ). Die Entwicklungshilfeorganisation unterstützt Aids-Präventionsprogramme in 17 afrikanischen Ländern. Seit 1986 wurden bislang 52 Milliarden Mark zur Verfügung gestellt. Im Vorfeld der Internationalen Aids-Konferenz lud die GTZ Partner aus Regierungen und Selbsthilfegruppen zu einer Arbeitskonferenz nach Berlin.

Neben der Information über Safer Sex setzen die GTZ-Experten auch auf eine verstärkte Aufklärung über Geschlechtskrankheiten, da sie das Risiko einer Aids- Infektion deutlich erhöhen. Wer Bescheid weiß, wird sich auch eher behandeln lassen. Auch gilt es, die Behandlungsmöglichkeiten für Geschlechtskrankheiten zu verbessern. Kein leichtes Vorhaben in Ländern, deren Gesundheitsbudget jährlich fünf US-Dollar pro EinwohnerIn beträgt.

Wichtig ist auch die Anleitung zum Gebrauch von Kondomen. Hier gilt es, Vorurteile abzubauen, wie Peter Weis aus seiner Arbeit in Ruanda weiß. Gerade Männer, die noch nie ein Kondom in der Hand hatten, stehen der Latexhülle ablehnend gegenüber, so das Ergebnis einer Studie. Bei seinen Familienplanungsseminaren setzt Weis deshalb in Ruanda hergestellte Holzpenisse ein, an denen die TeilnehmerInnen sich mit dem Umgang mit Kondomen vertraut machen können.

Doch selbst wer von Nutzen und Notwendigkeit eines Kondoms überzeugt werden konnte, hat unter Umständen Schwierigkeiten, an die Gummis heranzukommen, oder kann sie sich nicht unbedingt leisten. In entlegenen Gebieten Afrikas sind Kondome kaum erhältlich. Gerade in Ruanda, das zu den wenigen Ländern der Welt gehört, wo es auf dem Land keine Dorfstrukturen gibt, sondern verstreute Gehöfte, ist es schwierig, Kondome an Mann und Frau zu bringen. Die GTZ hat dafür eine unkonventionelle Lösung entwickelt. Das Management einer Brauereikette konnte davon überzeugt werden, bei der Auslieferung von Bier und Limonade bis in den entlegensten Winkel auch Kondome mitzuliefern. Soziales Marketing, heißt das neue Konzept. Kondome sollen dort angeboten werden, wo die Hemmschwelle möglichst gering ist. Andere Länder setzen auf den Vertrieb durch Kioske oder Straßenhändler, wo mann sich unauffällig mit den Gummis eindecken kann. In Kamerun verkaufen auch Prostituierte Kondome, die ihnen vom Aids-Programm der Regierung zur Verfügung gestellt werden. In Ruanda gibt es drei Vertriebssysteme. Über das soziale Marketing werden die Kondome zu einem subventionierten Preis verkauft, der bei umgerechnet 15 Pfennig liegt. Erhältlich sind Kondome auch in Apotheken. Hier kosten sie allerdings umgerechnet 80 Pfennig pro Stück, was in Ruanda einem halben Tageslohn entspricht. An besonders arme LandbewohnerInnen werden Kondome umsonst verteilt.

Zwar konnte der Kondomverbrauch in Schwarzafrika in den letzten Jahren erheblich gesteigert werden, doch ausreichend ist dies allein nicht. „Das Kondom ist keine Wunderwaffe“, räumt Weis ein. Es könne lediglich ein Element von Safer Sex sein. win

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