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Das „Gelbe Trikot“ blieb im Schrank

■ Rolf Sörensen, Spitzenreiter der Tour de France, brach sich das Schlüsselbein und mußte aufgeben

Berlin (taz/dpa) — Ohne das „Gelbe Trikot“ begann gestern die 6. Etappe der 78. Tour de France; eine Situation, die es erst zweimal, 1971 und 1980, gegeben hatte. Eigentlich wollte der Däne Rolf Sörensen das begehrte Leibchen des Spitzenreiters bis in die Pyrenäen tragen, wo er sich dann keine Chancen mehr ausrechnete, denn „die Berge sind nicht meine Welt“.

Nun brach seine Welt jedoch schon in Valenciennes zusammen. In den engen, unübersichtlichen Straßen des Zielorts der fünften Etappe stürzte er drei Kilometer vor dem Ziel an einer Verkehrsinsel und brach sich das Schlüsselbein. Zwar tauschte er sein defektes Rad schnell mit dem seines Mannschaftskameraden Cenghialta, kam nur dreizehn Sekunden nach dem Etappensieger Jelle Nijdam ins Ziel und verteidigte noch einmal das Gelbe Trikot, doch dann kam das Startverbot des Arztes. Als die Fahrer sich gestern auf den Weg nach Le Havre begaben, war Sörensen bereits unterwegs nach Bergamo zum Operationstisch.

Ein Drama wie 1983, als sich der Franzose Pascal Simon einen Tag, nachdem er die Führung im Gesamtklassement übernommen hatte, bei einem Sturz das Schulterblatt brach, blieb der Tour somit diesmal erspart. Simon war damals noch einige Tage lang im Gelben Trikot weitergefahren, die Kameras ständig auf sein schmerzverzerrtes Gesicht gerichtet und von der Konkurrenz geschont. Erst als er vor den Alpen endgültig vom Rad stieg, ging die wilde Jagd wieder los, Nutznießer des Unglücks von Simon war Laurent Fignon, der sich seinen ersten Toursieg holte.

Diesmal rückte Greg LeMond an die erste Stelle, weigerte sich aber, das „Maillot Jaune“ überzustreifen. „Er liegt noch neun Sekunden vor mir, das Gelbe Trikot gehört Sörensen, ich will es nicht“, sagte der Amerikaner und startete im blauen Trikot seines „Z“-Teams.

Die fünfte Etappe von Reims nach Valenciennes war wieder schnell und hektisch gewesen, geprägt von ständigen Ausreißversuchen. Gelinde Panik bei den Favoriten, allen voran Greg LeMond, machte sich breit, als einige Kilometer vor dem Ziel Claudio Chiappucci zusammen mit Maurizio Fondriest auf und davon fuhr. Im Handumdrehen wühlten sich sämtliche „Z“-Fahrer an die Spitze des Feldes, wobei sie keineswegs davor zurückschreckten, Kollegen, die im Weg waren und bremsen wollten, am Trikot zu zerren und rüde beiseite zu drängeln. Emsig traten sie in die Pedale und verschärften so lange das Tempo, bis die beiden Geflüchteten in den Schoß des Pelotons zurückgeholt worden waren.

In Valenciennes schlug dann wieder die Stunde der Sprinter, bei denen sich die deutschen Fahrer immer besser in Szene setzen, ohne allerdings bislang den großen Wurf landen zu können. Diesmal war es der Niederländer Nijdam, der Remig Stumpf, Olaf Ludwig uhd Andreas Kappes auf die Plätze zwei bis vier verwies. Obwohl der für seine Brutalität im Endspurt berüchtigte Usbeke Djamolidin Abdushaparow, der das Grüne Trikot des Punktbesten innehat, diesmal nicht in der Spitzengruppe randalierte, ging es wieder reichlich rauh zu. „Die Sprints sind in diesem Jahr noch kamikazemäßiger“, klagte Olaf Ludwig, „es gibt sechs, sieben ganz starke Sprinter, von denen jeder jeden schlagen kann.“ Matti

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