US-Musik für das sich seiner Manipulation bewusste Bewusstsein: „Trans Am“ im Knust : Das Dröhnen abhebender Kampfjets
Trans Am, das Trio aus Washington DC, das mit vier Tracks auf dem Soundtrack von Christopher Roths Baader-Film (2002) vertreten ist, hat musikalisch einen langen Weg hinter sich. Vom spröden Rockwerk mit Noise-Einschüben unternahm die Band Ausflüge in die Elektronik und landete bei 80er-Wave, Disko und Heavy Rock.
Vor allem Homogenität galt es zu vermeiden. Nach zehn Jahren des Experimentierens zeigen sich Trans Am nun auf ihrem siebten Album Liberation als eindeutige Polit-Band, die mit allen erarbeiteten Stilzitaten spielt. Auf dem Puzzle, das das Cover des neuen Albums ziert, sieht man Stars and Stripes, den Union Jack, das Capitol und die Gesichter von Bush, Powell, Rumsfeld, Rice und Cheney, Wüstensand sowie jede Menge Soldaten. Facetten, die ein ganzes Amerika ergeben und es gleichzeitig zersetzen. Bushs Stimme liefert auf dem Stück „Uninvited Guest“ den Vokal-Part. Titel wie „Total Information Awareness“ sprechen für sich.
Das Album ist ein schweres, bleiernes Machwerk. Musikalisch eher mittelmäßig – verglichen mit dem, was die Band bisher produziert hat – werden hier The Vibes Of War auf beklemmende Weise arrangiert. Ohne jegliche Kriegsverherrlichung ist Liberation ein dröhnendes Stück Musik mit Geräuschen abhebender Jets und Hubschrauber geworden, auf dem 80er Funk, zackiger New Wave und darüber die Statements amerikanischer Politiker auf erstaunlich einvernehmliche Weise korrespondieren.
Bassist Nathan Means und seine ebenfalls 1973 geborenen Bandkollegen Philip Manley und Sebastian Thomson verweigerten sich lange dem gesungenen Wort („Gesang ist die größte und unnötigste Ablenkung der Welt“). Mit sparsamem Einsatz von (zum Teil verfremdeten Vocoder-) Stimmen auf bollerigen, donnernden Drum- und Rhythmus-maschinen-Sounds sorgt man nun für ein anderes Gesicht. Die 2004-Version von Trans Am klingt etwas nach New Order und etwas nach New Wave, nach (altbackener) Elektronik, theatralischem Heavy Rock und Bombast, nach Theaterdonner und Mid-Tempo-Langeweile.
Statt Collagen aus vielen Breakaway-Parts widmen sich Trans Am minutenlangen Flächen. Auch sphärische Schwebebahnen aus dem Synthie mit Begleitung auf der akustischen Gitarre sind vertreten. Spürbar bleibt die Distanz, mit denen all diese Mittel eingesetzt werden. Die Grooves aus den Hemmschuhen multipler Persönlichkeiten bleiben, wie auf den Alben zuvor, kalt und anonym. Als hätten sie einen anti-emotionalen Filter durchlaufen. US-Musik für das sich der Manipulationen bewusste Bewusstsein. Im Vorprogramm spielt das Dresdner Trio Gaffa, das im letzten Jahr das Album Amusement Park veröffentlichte: Rock mit LoFi-Sounds und vielen Rhythmuswechseln. Carsten Klook
Heute, 21 Uhr, Knust