Das Ding, das kommt: VerschwiegeneVerwandte

Es war eine kurze Zeit der Gleichbehandlung. Von 2005 bis 2008 wurden in Hamburg mal genauso viele Straßen nach Frauen benannt wie nach Männern: jeweils 16. Dann konnten die Männer ihren Vorsprung aber wieder ausbauen: 21 Straßen wurden in den darauffolgenden drei Jahren nach bedeutenden Herren benannt, nur sieben nach Frauen.
Das Benennungsungleichgewicht ist im öffentlichen Raum deutlich zu sehen. 2.505 Straßen sind heute in Hamburg nach Männern benannt, nur 380 nach Frauen. In anderen norddeutschen Städten sieht es ähnlich aus: In Hannover stand es 2013 1.211:161 für die Männer, in Göttingen sind auch nur ein Zehntel der nach Personen benannten Straßen Frauen gewidmet.
Seit Jahren beschäftigt sich die Historikerin und stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung in Hamburg, Rita Bake, mit dem erinnerungspolitischen Ungleichgewicht. In einer öffentlich zugänglichen Datenbank sammelt sie Biografien von Frauen, die in Hamburg gewirkt oder gewohnt und Spuren hinterlassen haben: von Autorinnen über Kneipenwirtinnen bis zu Widerstandskämpferinnen gegen den NS.
17 Straßen könnten in Hamburg sofort nach bislang verschwiegenen Frauen mitbenannt werden, hat sie herausgefunden – mit einem neuen Erläuterungsschild: Der Maetzelweg im Stadtteil Volksdorf etwa könnte nicht nur Emil Maetzel, sondern auch seine Ehefrau Dorothea ehren. Denn bedeutend sind sie beide: Im Kunsthaus in Stade ist dem Künstlerpaar gerade eine große Ausstellung gewidmet. An diesem Sonntag präsentiert Bake gemeinsam mit den SchauspielerInnen Herma Koehn und Wolfgang Hartmann die verschwiegenen Verwandten in einer Multimedia-Show. MATT
So, 11. 3., 14.30 Uhr, Polittbüro, Hamburg
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen