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Das Ding, das kommtGeschichte mit Gschmäckle

Ist das nun der Reliquienkult der Post-Postmoderne: der Handel mit Bronzebeinen gestürzter Diktatoren? Ganz so, als stünden sie in einer Reihe mit jenen der Heiligen Drei Könige, deren (angebliche) Gebeine 1248 zum Bau des Kölner Doms führten und der Stadt unermessliche Pilger- bzw. Touristenströme bescherten?

Es mag ganz so scheinen, wenn man bedenkt, dass derzeit allerlei Teile von Saddam-Hussein-Statuen durch den Kunsthandel geistern. Unvergessen zum Beispiel der Irak-Veteran, der 2012 einen Teil des Hinterns der am 9. 4. 2003 in Bagdad gestürzten Statue nach Großbritannien einführen wollte. Er wurde erwischt, verhaftet und wochenlang verhört. Der Bronzehintern war nämlich an die 300.000 Euro wert, und das irakische Post-Saddam-Regime erklärte das Teil kurzerhand zum nicht ausführbaren Kulturgut.

Das wird dem Hamburger Kunsthändler Kai Kobold wohl nicht passieren. Das 300 Kilo schwere, anderthalb Meter lange Bronzebein, das er jetzt für einen fünfstelligen Betrag per Ebay verkaufte und kommende Woche ausliefern wird, stammt zwar von einer Saddam-Hussein-Skulptur, aber nicht von der berühmten, und ob es ein rechtes oder linkes Bein ist, erwiesen die Fotos nicht.

Trotzdem scheint das Teil begehrt zu sein, sonst hätte es nicht jener Münchner Industrielle gekauft, der damit was auch immer anstellen will, um vielleicht Familie oder Kundschaft zu erfreuen. So etwas kann allerdings auch mal schiefgehen: Was, wenn seine Freunde den Scherz nicht verstehen, gar glauben, er wolle sich direkt in die Tradition des 2006 hingerichteten Diktators einreihen?

Sobald man weiß, woher der Klumpen kommt, strahlt er Bedrohung aus

Irgendwie hat sie also ein Geschmäckle, die Geschichte von dem Bein, dessen mysteriösen Weg nach Deutschland niemand so genau zu kennen scheint. Denn auch wenn der Bronzeklumpen bloß, wie derzeit beim Hamburger Kunsthändler, unscheinbar in irgendeiner Ecke steht: Sobald man weiß, woher er kommt, strahlt er Bedrohung aus. Und die Saddam-Opfer – so sie überlebten – würden sich bedanken, so einen Wiedergänger zu finden. Anderseits, was sollen wir Deutschen sagen: Wir sammeln ja auch Reliquien der Berliner Mauer, als seien es unverbindlich-hübsche Urlaubssouvenirs. Dabei würde an und wegen ihr Menschen erschossen. Also, schön still geblieben hier. PS

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