Das Detail: Ein bisschen Schweden
MIT KARTEIm Iran soll auf der Insel Kisch bald nicht mehr mit Bargeld bezahlt werden.
Sommer in Schweden: unendliche Freiheit, rumlümmeln, baden, Beeren pflücken. Na ja, Beeren pflücken nicht. Ist ja anstrengend. Und ist ja Urlaub. Das widerspricht sich. Weil gerade keine Kinder zur Hand sind, die das Beerensammeln übernehmen könnten, muss also Plan B greifen: Beeren kaufen. Erdbeeren und Himbeeren und Blaubeeren. Aber da man ja gerade noch am See lag, hat man natürlich nichts von diesem Geld dabei, mit dem die da oben bezahlen. Schweinedukaten oder wie das heißt. Also: Kreditkarte raus, Verkäuferin am Erdbeerstand flehentlich angeschaut (man ist es ja aus Deutschland gewohnt, dass Kartenzahlung erst ab 250.000 Euro akzeptiert wird) und: bezahlt. Ohne böse Blicke.
Wenn es nach der iranischen Zentralbank geht, soll das bald auch in ihrem Land so sein. Also nicht das mit der unendlichen Freiheit. Aber das mit dem bargeldlosen Bezahlen. Zunächst soll das auf der südiranischen Insel Kisch getestet werden. Irgendwann würde dann, so der Plan, im ganzen Staat nur noch mit Karte gezahlt.
Es gibt hierzulande einige, die die Vorstellung, kein Bargeld mehr nutzen zu dürfen, ganz schlimm finden. Man wird ja wohl noch selbst entscheiden dürfen, womit man zahlt! Nur Bares ist Wahres! Und sowieso: Wenn es kein Bargeld mehr gibt, sind wir abhängig von den Banken! Und die haben dann alle unsere Daten, zum Beispiel, wann und wo wir Erdbeeren gekauft haben! Ja, stimmt, ist blöd.
Aber: Die FREIE WAHL, mit Karte bezahlen zu können, hat man viel zu häufig nicht. Warum schreit da niemand „Skandal“? Bei Kreditkarten ist der Verlust- und Diebstahlschutz viel höher. Kriminalitätsbekämpfung fiele in einem bargeldlosen Land leichter. Und auch Karten kann man unter seinem Kopfkissen horten. Geht ganz einfach.
Jürn Kruse
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