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Das Bündnis für Arbeit gab die vierte VorstellungDurchbruch vor Weihnachten?

Wer schaut eigentlich noch hin, wenn das Bündnis für Arbeit tagt? Selbst Gewerkschafter rollen mit den Augen, wenn die Sprache auf das Thema kommt. Wirtschaftsbosse pflegen starke Worte, und Arbeitslose breiten symbolisch alte Socken vor dem Kanzleramt aus, trifft sich dort die Runde. Egal, was Schröder, Hundt und Zwickel sagen: Niemand glaubt, dass ihr Bündnis das Ende der Jobkrise bringt. In Schröders Denkfabrik brennen seit einem Jahr zwar unentwegt die Lichter, aber den Top-Ingenieuren aus Gesellschaft und Staat ist längst der Geist ausgegangen. Auch die vierte Sitzung am Sonntag war nicht mehr als eine öffentlich zelebrierte Therapiestunde: Das Brüten, Nesteln und Kneten an Standpunkten hat nichts mit einer pragmatischen Suche nach mehr Arbeit zu tun. Kein Wunder, dass das Publikum müde ist, der Elefantenrunde beim selbstgefälligen Wirken zuzuschauen.

Doch die Bündnis-Protagonisten kennen keine Gnade: Die Schau geht weiter.

Als nächster Termin für den „Durchbruch“ ist der Tag vor Heiligabend angekündigt.

Bis dahin wollen Arbeitgeber und Gewerkschaften sich hinter den Kulissen darüber geeinigt haben, wie ein früher Ausstieg aus dem Berufsleben bewerkstelligt werden könnte. Ein Tauschgeschäft soll es sein: Die Gewerkschaften versprechen, sich bei Lohnforderungen zurückzuhalten und außerdem einen für mehrere Jahre geltenden Tarifvertrag abzuschließen. Im Gegenzug lockern die Arbeitgeber ihr starres Nein beim früheren Ausstieg aus dem Erwerbsleben. Sogar Dieter Hundt beginnt einzusehen, dass jemand, der jahrzehntelang im Drei-Schicht-Betrieb schwer malocht hat, früher als mit 65 in Rente gehen soll. Warum hat er dann nicht eingeschlagen? In keiner Bündnis-Runde zuvor waren sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer so nahe wie in der vom Sonntag. Statt aber die Sektkorken knallen zu lassen, gifteten sich die Kontrahenten an. Sie trauen sich einfach nicht über den Weg. Wer garantiert, dass alle Unternehmer sich freiwillig auf eine Regelung einlassen, fragt die IG Metall. Wer sichert zu, dass die Gewerkschaften nicht für den frühen Ausstieg streiken, zweifeln die Arbeitgeber.

Am Sonntag hätte sich etwas bewegen müssen. Aber die Bündnis-Runde bleibt, was sie ist: eine symbolische Aktion. Aufgeblasen und kraftlos, ohne Mut und krisengeplagt. Schulte, Hundt, Schröder und Co. haben für den fünften Akt nur eine Botschaft: „Wir bleiben dran!“ Annette Rogalla

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