piwik no script img

Dantes Inferno als buddhistische Metapher

Eine Durchleuchtung von Dantes Göttlicher Komödie mit zen-buddhistischer Geisteskraft, verwandelt in eine auf vielen Ebenen gleichzeitig agierende Szenerie, das ist die Vision von Carolyn Carlsons erster deutscher Produktion Commedia. Die Tänzerin und Choreografin, die zuletzt 1990 auf dem Frauenfestival zu sehen war, arbeitet derzeit mit neun Tänzern und drei Schauspielern am Feinschliff des Stücks, das am 25. März im Schauspielhaus uraufgeführt wird.

Carlson erklärte auf einer Pressekonferenz am Montag ihre Herangehensweise an das monumentale Werk und sah sich gleich genötigt, Mißverständnisse auszuräumen. Denn natürlich habe sie nicht versucht, eine literarische Theaterversion zu schaffen, auch wenn die Schauspieler Passagen aus dem Werk vortragen. Vielmehr will sie den emotionalen Gehalt der Wanderung durch Hölle, Fegefeuer und Paradies durch Tanz, Text, Musik und Licht darstellen. Für sie sei das Werk eine Metapher für Katharsis und Wiedergeburt, die durch die reine, körperlose Lichtwelt der letzten Ebene des Danteschen Paradieses beschlossen würde.

Die Schülerin von Alwin Nikolais, den sie als ihren Meister bezeichnet, und Anne Béranger unternimmt den Versuch, konkrete, spirituelle und emotionale Momente in einen Erzählstrom zu leiten, um ein „organisches“ Ergebnis zu erzielen. Gleichzeitig ist das Stück für sie auch eine Auseinandersetzung mit dem Tod, der ihr durch das Sterben mehrerer ihr naher Personen in den letzten Monaten als Thematik unausweichlich wurde. So bezeichnete sie die gemeinsame Improvisation mit ihrer Compagnie über des Thema Tod zu diesem Stück als „den eindrücklichsten Moment meines Lebens“.

Die Musik zu Commedia stammt von dem bekannten französischen Komponisten und Jazzmusiker Michel Portal, der schon früher gemeinsame Projekte mit Carlson entwickelt hatte. Portal wird bei einigen Vorstellungen auch selbst auf der Bühne stehen und zu seinen Kompositionen improvisieren. tlb

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen