Danke (12): Schröder ohne Maske
■ Kalle-Blomqvist-und-die-Schröder-Bande entdecken einen gefälschten Kandidaten
Manche finden ja, daß Banden unpolitisch sind. Versteh' ich gar nicht. Als ich zum Beispiel kleiner war, haben wir immer Baader-Meinhof-Bande- und-die-Polizei gespielt oder Franz-Josef-Strauß-und-Helmut-Schmidt. Das gab oft Ärger, weil ich immer der Baader- Meinhof sein wollte und Moritz gesagt hat, das geht nicht, weil das zwei waren. Gar nicht!, hab' ich gesagt, der ist doch umgebracht worden – was ich von Ulla wußte, der Betreuerin im Kindergarten. Aber ganz sicher schien sie sich mit dem Umbringen nicht gewesen zu sein, und dadurch wurde ich auch unsicher, weil es dann vielleicht doch zwei waren.
Mit Schmidt und Strauß war das zwar einfacher, weil jeder nur einer war und der eine gut und der andere böse. Da war das Problem nur, daß keiner den langweiligen Schmidt spielen wollte. Richtig gut klappte es erst, als eine Frau aus dem SPD- Ortsverein uns erzählte, wie gemein der Schmidt zu Willy Brandt war. Da wollten gleich alle der Schmidt sein.
Ist ja egal. Als also Kalle- Blomqvist-und-die-Schröder- Bande am nächsten Morgen aufwachten, versammelte ich die Jungs um mich. Jungs!, rief ich, Kohl wird Kanzler! Schröder will seine sichere Niederlage abwenden, indem er die Wähler von Kohl abschirmt. – Dann machte ich eine kurze Pause, ehe ich brüllte (Bandenchefs müssen das manchmal, das schafft Vertrauen): Wo hat der Schröder seine Wähler versteckt!? Darauf Pöttchen, den wir so nannten, weil er oft Durchfall hatte: Chef...? Ich mag es, wenn die Jungs mich Chef nennen, das zeigt, daß sie mir vertrauen. Ja, Pöttchen?, sagte ich. Sollten wir bei Schröder unterm Bett nachschauen, ob er sie in seinem Kruschtelkarton versteckt hat? Ich wußte sofort, was Pöttchen meinte.
Als ich noch im Alter war, um Schmidt und Brandt zu spielen, hatte ich auch alles Kostbare in einer Kruschtelschachtel unterm Bett: Vor allem Amethysten-Anhänger an 24 Karat vergoldeten Kettchen. Die bekam man als Prämie, wenn man im Otto-Katalog einen neuartigen Gemüsehäcksler bestellte; man durfte das Kettchen behalten, auch wenn man den Gemüsehäcksler zurückschickte.
Wenn es stimmt, daß Schröder so clever ist, dann hat er den Gemüsehäcksler sicher auch zurückgeschickt, und dann war in seiner Kiste Platz für jede Menge SPD-Wähler.
Kalle-Blomqvist-und-die- Schröder-Bande hielten den Atem an, und Pöttchen ließ leise einen fahren: Im Kasten unter dem Bett des SPD-Kanzlerkandidaten lagen stapelweise Gerhard-Schröder-Gummimasken. Dann ist also Schröder gar nicht Schröder?, entfuhr es Pöttchen. Da hörten die Jungs plötzlich Schritte hinter sich, und in der Tür stand Jürgen W. Möllemann.
Nächste Woche: Ist Schröder Möllemann? Patrik Schwarz
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