piwik no script img

■ ALLE TOP-OSCARS FÜR DEN THRILLER "DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER"Dank mit Liegestützen

Dank mit Liegestützen

Los Angeles (dpa) — „Goldene Augenblicke“ versprach Altstar Karl Malden den Anwesenden und über einer Milliarde Fernsehzuschauer in der ganzen Welt. Und tatsächlich: einen glanzvollen und für viele überraschenden Triumph feierte der Psychothriller Das Schweigen der Lämmer bei der 64. Verleihung der begehrten „Oscars“ am Montag abend in Los Angeles: Als bester Film ausgezeichnet, räumte das „Schweigen“ auch in vier weiteren Top-Kategorien ab: Jonathan Demme erhielt einen „Oscar“ für die beste Regie, Jodie Foster und Anthony Hopkins wurden als beste Hauptdarsteller ausgezeichnet und Ted Tally als Autor des besten Drehbuchs nach einer fremden Vorlage. Enttäuschung dagegen bei den Machern des Gangsterfilmes Bugsy, der insgesamt zehnmal nominiert worden war und letztlich nur zwei weniger bedeutsame „Oscars“ erhielt. Regisseur Jonathan Demme schlug bedeutende Konkurrenten: Außer ihm nominiert waren Ridley Scott (Thelma und Louise), Barry Levinson (Bugsy), Oliver Stone (JFK) und der 23jährige Newcomer John Singleton, der mit seinem Schwarzen-Drama Boyz N the Hood als jüngster Regisseur der „Oscar“-Geschichte ins Rennen ging. Jodie Foster erhielt den zweiten „Oscar“ ihrer Laufbahn für ihre Rolle als junge und couragierte FBI- Agentin, die ihrem psychopathischen Gegenspieler das Geheimnis eines zu fassenden Serienmörders abringt. „Es war wirklich ein unglaubliches Jahr“, kommentierte die 29jährige strahlend ihren Erfolg: „Ich möchte diesen Preis all jenen Frauen widmen, die vor mir kamen und nicht die Chancen hatten, die ich habe.“

Anthony Hopkins, im Schweigen der ebenso bestialische wie geniale Dr. Hannibal „The Cannibal“ Lecter, wurde von dem mit Superstars gespickten Publikum begeistert gefeiert. Der Mann, der einen der abstoßendsten Charaktere der Filmgeschichte spielte, bedankte sich, den „Oscar“ im Arm, artig bei seiner Mutter. Der Brite Hopkins schlug US-Größen wie Warren Beatty, Robert de Niro, Nick Nolte und Robin Williams aus dem Feld.

Der deutsche Film Hitlerjunge Salomon, in den USA mehrfach als bester Auslandsfilm ausgezeichnet, hatte keine Chance, weil die deutsche Auswahlkommission ihn in dieser Kategorie nicht vorgeschlagen hatte. Seine polnische Regisseurin Agnieszka Holland war immerhin noch von der US-Filmakademie für das beste Drehbuch nach einer fremden Vorlage nominiert worden. Diesen Preis erhielt aber Ted Tally für Das Schweigen der Lämmer nach Thomas Harris' gleichnamigem Roman. Der „Oscar“ für die beste fremdsprachige Produktion ging an den italienischen Film Mediterraneo von Gabriele Salvatore. Für das beste Originaldrehbuch wurde Callie Khouri (Thelma und Louise) ausgezeichnet.

Unerwartet für viele Beobachter kamen gleich vier „Oscars“ für Terminator 2: Die Akademie würdigte dabei ausschließlich die aufwendigen Spezialeffekte des Action-Streifens mit Arnold Schwarzenegger. Der „Oscar“ für eine Lebensleistung ging an den 70jährigen bengalischen Regisseur Satvajit Ray.

Mit einer besonderen Einlage bedankte sich der 72jährige Jack Palance für den ersten „Oscar“ seines Lebens als bester Nebendarsteller in der Komödie City Slickers: Der frühere Haudegen vieler Gangster- und Cowboyfilme demonstrierte seine Fitness mit einarmigen Liegestützen auf der Bühne. Als Nebendarstellerin verwies Mercedes Ruehl mit ihrer Rolle in Terry Gilliams Film König der Fischer alle Konkurrentinnen auf die Ränge. „Es gab viel Silikon in den Auslagen“, kalauerte der Komiker Billy Cristal — angesichts des umstrittenen Materials bekam er dafür jedoch nur wenige Lacher.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen