piwik no script img

Daniel MarzonaAlles eitel, alles prekär

Wie sie da so daliegen, noch nicht einmal zusammengeschraubt, ein Haufen industriell aus Stahlblech gefertigter Teile, wirken sie gleich noch ein wenig spröder. Der Bausatz aus Charlotte Posenenskes „Vier­kantrohre Serie D“ empfängt einen direkt am Eingang zur Kreuzberger Galerie Daniel Marzona. „Memento Mori“ hat Kurator Burkhard Brunn – er ist der Nachlassverwalter Posenenskes – die Gruppenausstellung genannt, in der er das „Gedenke des Todes“ der barocken Stilllebenmalerei, die Mahnung der Eitelkeit, der Vergänglichkeit alles Irdischen, auf das den heutigen Zeitgeist prägende Gefühl der Unsicherheit ummünzt. So bilden die Arbeiten der Schau keinen Prunk ab, keine gerade noch reifen Früchte, sondern bestehen vielmehr aus „armen“ Materialien, sind oder zeigen Dinge, die ihre Glanzzeiten längst hinter sich haben oder solche ohnehin nie hatten. Prekäres. Verrostetes. Windschiefes. Wackliges. John Beechs „Rolling Platform Berlin #1 (Light Blue)“ wird niemals rollen können, die zahlreichen daran angebrachten Rädchen sind alle unterschiedlich groß. Marike Schuurmans großgezogenes Polaroid „EXPIRED 17“ weist nichts als Schlieren auf. Die Chemikalien waren abgelaufen. Bei Ben Grebers „Umspannwerken“ handelt es sich nur noch um die in Vitrinen aufgestapelten Reste der gleichnamigen Skulpturen. Und den Protagonisten in Martina Wolfs Videos – drei Eiswürfel, der Regen der Dresdner Jahrhundertflut – kann man dabei zusehen, wie sie sich oder zumindest jedes Gefühl von Zeit auflösen. (bsh)

Bis 9. 3., Di.–Fr. 11–18, Sa. 12–18 Uhr, Friedrichstr. 17

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen